Definition: Was ist eine Anlagestrategie?
Eine Anlagestrategie oder auch Investmentstrategie ist die Vorgehensweise, das Konzept, bei der Geldanlage. Das Ziel lautet in den meisten Fällen, einen Gewinn zu erzielen, also der Aufbau eines Vermögens. Das gilt sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Anleger. Es gibt aber unterschiedliche Wege, um dieses Ziel zu erreichen.
Grundsätzlich unterscheiden sich Anlagestrategien in der Höhe des Risikos, das sie beinhalten. Bei einer eher konservativen oder passiven Anlagestrategie investieren Sie stärker in sichere Geldanlagen wie ein Festgeldkonto, die allerdings weniger Gewinn versprechen. Bei einer aggressiven oder aktiven Investmentstrategie steht dagegen ein möglichst hoher Gewinn im Vordergrund, dafür nehmen Sie bei der Zusammenstellung des Portfolios ein höheres Risiko in Kauf.
Unabhängig von einer bestimmten Anlagestrategie ist es wichtig, auf Diversifikation (Streuung) der Anlagen zu achten. Das bedeutet: Sie suchen Ihre Geldanlagen so aus, dass die Gewinne von unterschiedlichen Faktoren abhängen. Auf die richtige Mischung kommt es an! Teilen Sie Ihre Anlage zum Beispiel in Festgeld, in Aktien und in ETFs auf, dann können Sie Verluste in einem dieser Bereiche mit Gewinnen im anderen ausgleichen. Oder Sie diversifizieren nach Ländern oder Branchen. Das Ergebnis sollte immer eine ausgewogene Anlagestrategie sein.
Welche Anlagestrategien gibt es?
Es gibt eine große Zahl verschiedener Anlagestrategien, deren Merkmale und Vorgehensweisen sich jedoch teilweise überschneiden. Deshalb ist die Abgrenzung nicht immer eindeutig. Im Folgenden beschreiben wir einige der häufigsten.
- Die Buy-and-Hold-Strategie zählt zu den langfristigen Vorgehensweisen über einen Zeitraum von 5 Jahren bis zu 20 Jahren und länger. Grundlage dieser Anlagestrategie ist die Theorie, dass kurzfristige Kursschwankungen immer wieder vorkommen und es schwierig ist, den besten Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren zu finden. Damit spielt es bei dieser Anlagestrategie auch keine Rolle, ob sich eine Wirtschaft im Aufschwung oder in einer Rezession befindet. Deshalb ist es besser, über einen langen Zeitraum an einem Investment festzuhalten und auf langfristige Gewinne zu setzen.
- Nach der antizyklischen Anlagestrategie kaufen Sie Aktien, wenn diese an Wert verlieren und von vielen Experten als schlecht bewertet werden. Kommt es anschließend trotzdem zu Kurssteigerungen, verkaufen Sie mit Gewinn. Allerdings ist es sehr schwierig, solche teilweise langfristigen Entwicklungen vorherzusagen.
- Bei der prozyklischen Anlagestrategie investieren Sie in Aktien und Unternehmen, die sich aktuell und vorhersehbar in nächster Zeit positiv entwickeln. Weil Sie auf das derzeitige Geschehen setzen, wird dieses Vorgehen auch Momentum-Strategie genannt.
- Mit der Growth-Strategie investieren Sie in Aktien von Unternehmen, von denen Sie in den kommenden Jahren ein Wachstum erwarten. Dabei kann es sich auch um Unternehmen handeln, die aktuell noch nicht zu den großen Gewinnern gehören, zum Beispiel junge Firmen aus der Software-, KI-, Biotechnologie- oder Energiebranche. Bei dieser Strategie besteht aber ein hohes Risiko, da viele Start-ups erfolglos bleiben.
- Die Idee hinter der Value-Strategie ist ähnlich wie bei der Growth-Strategie. Eine zukünftige Wertsteigerung wird hier allerdings nicht aufgrund einer Analyse der Börsendaten prognostiziert, sondern es wird eine genaue Analyse des Unternehmens durchgeführt. Dabei werden alle betriebswirtschaftlichen Daten und das Marktumfeld analysiert. Diese Strategie erfordert umfangreiche Marktkenntnisse.
- Die Index-Strategie ist eine passive Anlagestrategie und verfolgt den Ansatz, nicht auf einzelne Aktien zu setzen, sondern einen kompletten Aktienindex, wie den DAX oder den Dow Jones, nachzubilden. Ihre Rendite entspricht daher der Entwicklung des gewählten Index. Diese passiven Fonds werden ETFs genannt. Der Begriff ETF steht für Exchange Traded Funds. Diese ETF Anlagestrategie gilt als sehr risikoarm. Einen Überblick bietet Ihnen unser ETF Vergleich.
- Die Dividenden-Strategie verfolgt einen anderen Ansatz. Sie legen dabei den Schwerpunkt nicht auf die Kursentwicklung einer Aktie, sondern betrachten die Dividende des Unternehmens, die ausgezahlt wird. Bei dieser Herangehensweise setzen Sie auf regelmäßige Dividenden-Ausschüttungen.
- Bei der Size-Strategie gehen Sie nach der Größe des betreffenden Unternehmens. In der Erwartung, dass große börsennotierte Unternehmen nur geringe Kursschwankungen erleben, setzen Sie hier auf Stabilität und ein geringes Risiko.
Es existieren viele weitere Anlagestrategien, wie zum Beispiel das Investieren in Schwellenländer, in kleine Unternehmen oder eine nachhaltige Anlagestrategie, bei der Sie sich gezielt an der Umwelt gegenüber verantwortungsvollen Geldanlagen beteiligen. Das Entscheidende ist, dass Sie eine oder mehrere Strategien auswählen, die zu Ihnen und Ihren Zielen passen.
Zu den klassischen Formen der Geldanlage gehören das Sparbuch, Bausparen oder das Tagesgeldkonto. Darüber hinaus können Sie in Immobilien, Aktien, Pfandbriefe, Aktienfonds, in Sachwerte wie Antiquitäten und Gold oder in Bitcoins investieren. Einen Überblick über die gängigsten Möglichkeiten der Geldanlage mit Renditeerwartungen, einer Risikoeinschätzung und für wen was geeignet ist, finden Sie in unseren Anlagetipps.
Was sind die besten Anlagestrategien?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die individuellen Ziele und Voraussetzungen des Anlegers. Deshalb sollte die Frage lauten: Welche Anlagestrategie passt zu mir? Da die Auswahl an möglichen Anlagestrategien sehr groß ist, sollten Sie einige Fragen zu Ihrer persönlichen Lebenssituation und den finanziellen Gegebenheiten beantworten.
- Welche Ziele verfolge ich mit der Geldanlage und welche Renditeerwartungen habe ich?
- Wie viel Geld kann ich anlegen?
- Wie lange kann ich auf festgelegtes Geld verzichten?
- Will ich einmalig einen bestimmten Betrag anlegen oder will ich schrittweise Geld sparen?
- Wie hoch ist meine Risikobereitschaft?
- Will ich mich selbst um die Geldanlage kümmern und mir Fachwissen aneignen oder möchte ich eher delegieren?
Wählen Sie anhand der Antworten auf diese Fragen eine Strategie, nach der Sie vorgehen. Sind Sie zum Beispiel bereit ein hohes Risiko einzugehen und wollen schnellen Erfolg, könnten Sie in Start-ups oder in Zertifikate investieren. Gehen Sie langfristig heran und möchten kein Risiko eingehen, dann könnte ein Festgeldkonto oder ein Sparplan das Richtige für Sie sein.
Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, Ihre Geldanlage von einem Robo-Advisor steuern und verwalten zu lassen. Diese Programme analysieren Ihre persönlichen Voraussetzungen und Ziele, entwickeln eine regelbasierte Anlagestrategie und schlagen Investitionen vor. Sie sind geeignet für einen langfristigen Vermögensaufbau.
Investment mit Strategie: Vermeiden Sie häufige Fehler
Haben Sie sich für eine Anlagestrategie entschieden und bereits in eine oder mehrere Geldanlagen investiert, lauern trotz der schönsten Theorie einige Fallen auf Sie. Typische Fehler sind folgende:
Mangelnde Streuung der Risiken
Vernachlässigen Sie in Ihrem Portfolio die Streuung (Diversifikation) Ihrer Geldanlage und setzen Ihre gesamte Anlagesumme zum Beispiel für Aktien eines einzigen Unternehmens ein, sind Sie bei Kursverlusten Ihr gesamtes Geld auf einmal los. Eine breite Streuung verringert Risiken. Die Diversifikation kann nach verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen.
- Zum einen eine Streuung nach Vermögensklassen (Assetklassen), also je nach Anlagestrategie in Immobilien, in Wertpapiere, Spareinlagen oder Crowdfunding.
- Möglich ist auch eine Streuung Ihrer Anlagen nach Branchen. Wenn es Unternehmen mit innovativen Umwelttechnologien gut geht, muss das nicht auch gleichzeitig für die Automobil- oder Energiebranche gelten. Wer nur auf ein Pferd setzt, kann Gewinne verpassen.
- Oder Sie streuen Ihre Investitionen nach regionalen Gesichtspunkten (nach Ländern oder Regionen). So profitieren Sie von positiven wirtschaftlichen Entwicklungen in Asien ebenso wie von einem Aufschwung in den USA.
Zu starke Bindung an Bekanntes
Wahrscheinlich kennen Sie sich mit dem deutschen Aktienindex DAX und dessen Unternehmen besser aus als mit dem Straits Times Index STI aus Singapur oder dem Dow Jones Utility Average DJU aus den USA, der die 15 größten US-Versorger enthält. Doch eventuell befinden sich gerade dort gute Möglichkeiten für Ihr Investment, zum Beispiel in Aktien dortiger Firmen. Wer sich zu sehr auf Bekanntes verlässt, gerade bei Wertpapieren, kann Chancen vergeben.
Ständiges Prüfen der Kurse und zu emotionales Verhalten
Wer mehrmals täglich die Börsendaten einsieht, bei kleinen Schwankungen nach unten Angst bekommt und dann schnell seine Wertpapiere verkauft, der lässt sich zu sehr von seinen Emotionen lenken. Oft lohnt es sich, geringe Verluste auszusitzen und auf bessere Kurse zu warten. Das gleiche gilt für das Einfahren von Gewinnen. Ständiges Aktien kaufen und Aktien verkaufen kostet Bearbeitungsgebühren und verringert den Gewinn. Schwankungen sind am Aktienmarkt ganz normal.
Zu hohe Gebühren
Geld anlegen kostet. Dabei geht es um Ausgaben für den Einkauf und Verkauf von Aktien, um Depotkosten oder um Gebühren für den Finanzmanager eines Fonds – um nur einige mögliche Kostenfaktoren zu nennen. Und diese Kosten reduzieren Ihren Gewinn. Vergleichen Sie daher ausführlich die Angebote verschiedener Broker und Online-Banken, bevor Sie sich festlegen. Unser Depot Vergleich zeigt Ihnen viele kostenlose Depots.
Mit der 72er-Regel können Sie grob berechnen, wie lange es dauert, bis sich Ihr angelegtes Kapital verdoppelt. Dazu teilen Sie die Zahl 72 durch den Zinssatz der gewählten Geldanlage. Haben Sie zum Beispiel 10.000 € zu einem Zinssatz von 3 % angelegt, teilen Sie 72 durch 3. Das Ergebnis lautet 24. Das bedeutet, dass Sie für diesen Zinssatz und unter optimalen Bedingungen Ihr Kapital in 24 Jahren verdoppeln können.
Checkliste zur Wahl einer Anlagestrategie
Mit der folgenden Checkliste haben wir für Sie noch einmal zusammengefasst, was Sie bei der Auswahl einer passenden Anlagestrategie klären sollten.
- Ich weiß, wie viel Risiko ich eingehen will.
- Der finanzielle Rahmen für meine Geldanlagen steht fest.
- Meine persönliche Lebenssituation ist mir bewusst.
- Ich habe mir Ziele mit realistischen Renditeerwartungen gesetzt.
- Mir ist klar, ob ich eine einmalige Summe einsetze oder kleinere Beträge über einen langen Zeitraum einzahlen will.
- Ich habe entschieden, ob ich mich selbstständig kümmern will oder ob ich mir Beratung von Profis dazu hole.