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Auskunfteien: Wie SCHUFA und andere Wirtschaftsauskunfteien Ihre Bonität prüfen

Egal ob Sie einen Kredit beantragen oder den Vermieter ihrer Traumwohnung von Ihrer Zahlungsdisziplin überzeugen wollen: Sie kommen an der SCHUFA nicht vorbei. Dabei ist diese nicht die einzige Auskunftei, die Daten über Sie sammelt und Ihre Bonität beurteilt.

Klaus Fechner
Zuständiger Redakteur für die Bereiche Kredit und Versicherung

Was ist eine Auskunftei?

Wirtschaftsauskunfteien sind privatwirtschaftliche Firmen, die Daten über Privatpersonen sammeln und diese auswerten, um die Bonität dieser Menschen einschätzen zu können. Nicht nur Banken können sich an Wirtschaftsauskunfteien wenden, sondern alle Unternehmen, die nach Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU ein „berechtigtes Interesse“ haben. Wenn Sie etwa eine Waschmaschine in Raten bezahlen wollen, darf sich der Händler an eine Auskunftei wenden, um eine Bonitätsauskunft über Sie einzuholen. Das heißt: Um zu erfahren, wie verlässlich Sie in der Vergangenheit gezahlt haben, und wie Sie sich wahrscheinlich in Zukunft verhalten werden.

Die Definition der Auskunftei könnte also lauten: Wenn Banken das Herz unserer Wirtschaft sind, sind Wirtschaftsauskunfteien ihr Immunsystem. Die Banken versorgen den gesamten Kreislauf mit Geld, Auskunfteien sollen Risiken für diesen Geldkreislauf schnell erkennen und eindämmen. Zum Beispiel: Sie brauchen Geld, um ein Haus zu finanzieren. Also gehen Sie dafür zu einem Kreditinstitut und beantragen einen Kredit. Bevor die Bank diesen bewilligt, möchte sie wissen: Wie groß ist das Risiko, dass sie das Geld nicht wiederbekommt? Dafür fragt die Bank bei einer Auskunftei wie etwa der SCHUFA nach einer Bonitätsprüfung.

Welche Auskunfteien gibt es?

Die bekannteste Auskunftei in Deutschland ist die SCHUFA, aber sie ist nicht die einzige. Es gibt also auch Alternativen zur SCHUFA für eine Bonitätsauskunft. Vier Akteure teilen sich den Markt der Bonitätsprüfung auf: Neben dem Marktführer SCHUFA sind das Creditreform, CRIF GmbH, und Infoscore.

Die SCHUFA

Die SCHUFA (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) speichert Datensätze zu über 67 Millionen Bundesbürgern. Dafür greift die SCHUFA auf öffentliche Verzeichnisse zu, etwa Handelsregister und Datenbanken zu Gerichtsverfahren. Außerdem arbeitet sie mit 9.500 Unternehmen zusammen: Handelsfirmen, Banken und Telekommunikationsunternehmen teilen mit ihr Informationen über die Zahlungsdisziplin ihrer Kunden. Die SCHUFA ist eine Holding, ihre Anteilseigner sind zu 87 % Banken, der Rest sind Handelsunternehmen und andere. 

Creditreform

Creditreform hat Datensätze zu mehr als 50 Millionen Bundesbürgern. Als Quellen dienen dem Unternehmen genau wie der SCHUFA öffentliche Register wie Handelsregistereintragungen oder Schuldnerregistereintragungen, Bilanzen und Geschäftsberichte, schriftliche Lieferantenrückfragen, sowie Zahlungserfahrungen der Unternehmenskunden und Kenntnisse aus Inkassoverfahren. Mit 162 Geschäftsstellen in Europa und einem internationalen Netzwerk ist Creditreform weltweit tätig.

CRIF

Die 2016 aus den zwei Auskunfteien CRIF und Bürgel fusionierte GmbH bezieht ihre Informationen aus denselben öffentlichen Quellen wie die anderen Wettbewerber. Diese ergänzt sie mit Daten ihrer Partnerunternehmen. CRIF Bürgels Datenpool erfasst so Einträge von ungefähr 56 Millionen Personen.

Infoscore

Die Auskunftei gehört zur Experian-Unternehmensgruppe und verfügt über Daten zu ca. 8 Millionen Verbrauchern in Deutschland.

Gut zu wissen

Auskunfteien bedienen mit ihren Scores Bedürfnisse von Banken und Handelsunternehmen. Es gibt aber auch Firmen, die sich mit ihren Dienstleistungen primär an Verbraucher richten. Eine davon ist etwa bonify, die mit Creditreform zusammenarbeitet: Das Berliner Start-up hilft dabei, die Bonitätsangaben zu sammeln und zum eigenen Vorteil zu nutzen. Ein weiterer Anbieter ist it’s my data aus München. Die Firma bietet Unterstützung dabei an, die eigenen Datenschutzrechte durchzusetzen und stellt ein eigenes Bonitätszertifikat aus.

Was weiß eine Auskunftei über mich?

Die verschiedenen Wirtschaftsauskunfteien gehen im Wesentlichen gleich vor: Sie sammeln Namen, Alter, Geschlecht sowie aktuelle und frühere Adressen. Diese Informationen brauchen die Auskunfteien, um Personen genau zu identifizieren. Der Gesetzgeber setzt dieser Wissbegierde jedoch Grenzen: So darf gemäß DSGVO nicht erfasst werden, ob Sie ledig oder verheiratet sind, was Sie verdienen, wie viel Geld Sie gespart haben, oder welche Wertpapierdepots sie besitzen. Dafür dürfen die Auskunfteien jedoch speichern, ob Sie bisher mit schlechtem Zahlungsverhalten aufgefallen sind. Dafür sammeln sie Daten aus Mahn- und Inkassoverfahren, oder greifen auf öffentlich verfügbare Informationen über Insolvenzen, eidesstattliche Versicherungen und Haftanordnungen zurück.

Diese Datensätze sind jedoch nur der halbe Service. Eine Auskunftei errechnet aus diesen Informationen einen sogenannten Score wie etwa den SCHUFA-Score: Dieser Wert liefert nicht nur eine schnelle Referenzgröße, um die bisherige Zahlungsdisziplin einer Person einzuschätzen. Der Score ordnet Sie mithilfe statistischer Verfahren einer Vergleichsgruppe mit vergleichbaren Merkmalen zu. Die Erfahrungen darüber, wie verlässlich Personen aus dieser Vergleichsgruppe in der Vergangenheit Schulden beglichen haben, werden dann auch für Sie angenommen.

Was kann zu einem schlechten Bonität-Score führen?

Die Auskunftei weiß also, ob Sie irgendwo Kredite haben oder hatten, ob ein Inkasso-Verfahren gegen Sie läuft, und ob Sie bisher verlässlich waren und Schulden bezahlt haben. Aber was macht die Auskunftei, wenn es dazu keine Daten über Sie gibt? Also wenn Sie noch nie einen Kredit aufgenommen haben und auch sonst keine Informationen über Ihr Zahlverhalten angefallen sind? Trotzdem wird die Auskunftei einen Score errechnen, der auf ihre persönlichen Daten blickt. Ziehen Sie häufig um? So kann es passieren, dass Sie einen schlechten Score erhalten, obwohl Sie gut verdienen und keine ausstehenden Schulden haben. Allerdings muss die Auskunftei für das Erstellen eines Scores laut Gesetzgeber mehr als nur die Anschriftendaten einer Person verwenden.

Wirtschaftsauskunfteien müssen nicht offenlegen, wie sie genau ihren jeweiligen Score errechnen: Laut Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH, Urteil vom 28. Januar 2014, Az. VI ZR 156/13) ist dies ein Geschäftsgeheimnis.

Wie fordere ich eine Selbstauskunft bei einer Auskunftei an?

Bei ihren Berechnungen passieren den Auskunfteien auch Fehler. So kann es passieren, dass bereits gekündigte Handyverträge weitergeführt werden oder durch Schreibfehler mehrere Wohnorte angenommen werden, was als häufiger Wohnortwechsel interpretiert wird und zu schlechteren Prognosen führt. Natürlich kann es auch zu Verwechslungen kommen.

Daher ist es sehr wichtig, dass Sie regelmäßig bei den Auskunfteien eine Selbstauskunft anfordern. So können Sie überprüfen, ob Ihr Score dort gerechtfertigt ist, oder ob Sie falsche Informationen löschen lassen können. Sie haben laut Art. 15 DSGVO das Recht mindestens einmal pro Jahr eine kostenlose Selbstauskunft (Datenkopie) von jeder der Auskunfteien anzufordern. Die Auskunftei muss innerhalb eines Monats nach Ihrem Antrag die Informationen liefern. Wie genau das funktioniert, erklären wir Ihnen im Folgenden.

Eine Selbstauskunft bei der SCHUFA anfordern

Sie können online über ein Bestellformular die kostenlose SCHUFA-Selbstauskunft anfordern, allerdings ist das Formular auf der Internetseite der SCHUFA schwer zu finden. Suchen Sie dafür nicht nach der kostenpflichtigen „SCHUFA-BonitätsAuskunft“, sondern nach „Datenkopie“. Den direkten Link finden Sie auf unserer Ratgeberseite zur SCHUFA-Selbstauskunft. Hier können Sie Ihre persönliche Datenkopie anfordern, die Ihnen nach wenigen Tagen per Post zugeschickt wird.

Bei Creditreform eine Auskunft anfordern

Wenn Sie herausfinden möchten, wie Sie im Creditreform Bonitätsindex abschließen, fordern Sie am besten Ihre Selbstauskunft über das Online-Formular an. Sie können ihre Selbstauskunft bei Creditreform einmal im Jahr anfordern, ohne dass Ihnen dabei Kosten entstehen.

Bei CRIF Bürgel eine Selbstauskunft anfordern

So können Sie bei CRIF Bürgel Ihre Selbstauskunft anfordern: Füllen Sie den Antrag zur Selbstauskunft von CRIF Bürgel online aus. Möglich ist auch eine E-Mail an selbstauskunft.de@crif.com. Auch hier gilt: Sie können ihre Selbstauskunft bei CRIF Bürgel einmal im Jahr anfordern, ohne dass Ihnen dabei Kosten entstehen

Bei Infoscore eine Selbstauskunft anfordern

So fordern Sie ihre Selbstauskunft bei Infoscore an: Wenn Sie Ihre Selbstauskunft elektronisch anfordern wollen, können Sie das über das Online-Formular tun. Kosten: Sie können ihre Selbstauskunft bei Infoscore einmal im Jahr anfordern, ohne dass Ihnen dabei Kosten entstehen.

Wie kann ich meine Daten bei Wirtschaftsauskunfteien korrigieren?

Haben Sie eine Selbstauskunft eingeholt, können Sie diese Daten nach typischen Fehlern durchsuchen:

  • Wurden Kredite nicht rechtzeitig gelöscht, obwohl Sie diese getilgt haben?
  • Werden Forderungen gegen Sie weitergeführt, obwohl Sie diese bereits beglichen haben?
  • Sind Forderungen zu hoch angegeben?
  • Finden sich verspätete Zahlungen zu Unrecht in der Auskunft?
  • Sind Ihre persönlichen Daten falsch oder nicht eingetragen?

Sollten Daten fehlerhaft sein, wenden Sie sich an den Kundenservice der jeweiligen Auskunftei. Erklären Sie den Sachverhalt am besten schriftlich und legen als Beweise Dokumentenkopien bei.

Das sind die Adressen:

SCHUFA Holding AG
Privatkunden ServiceCenter
Postfach 103441
50474 Köln

infoscore Consumer Data GmbH
Abteilung Datenschutz
Rheinstraße 99
76532 Baden-Baden

Creditreform
Hammfelddamm 13
41460 Neuss

CRIF
Team Selbstauskunft
Leopoldstr. 244
80807 München

Die Auskunftei klärt dann den Fehler mit dem entsprechenden Unternehmen. Während Ihr Fall geprüft wird, sind die entsprechenden Daten für Dritte nicht einsehbar.

Vergleich.de Tipp

Auch wenn Sie nicht aktuell einen Kredit beantragen wollen: Fordern Sie einmal im Jahr bei allen vier Anbietern eine Selbstauskunft an. Es kann Zeit kosten, Fehler in den Daten korrigieren zu lassen. Das ist Zeit, die Ihnen dann fehlen wird, wenn Sie auf eine zügige Finanzhilfe angewiesen sind.

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