Baunebenkosten treten von Anfang an auf
Der Eintrag ins Grundbuch, ein Bodengutachten und eventuell noch der Abriss von Altbauten – diese und andere Baunebenkosten können ganz schön ins Geld gehen. Die Nebenkosten können beim Hausbau 15–20 % der Gesamtkosten ausmachen. Das sind bei 450.000 € Baukosten immerhin satte 67.500–90.000 € und mehr. Mit steigender Tendenz, da sich aktuell viele Handwerker- und Materialkosten erhöhen.
Kosten beim Hausbau können in allen Phasen auftreten
- Beim Grundstückskauf
- Für die Bauvorbereitung
- Während der Bauphase
- Nach dem Hausbau
Darum sollten Sie, wenn Sie Ihre Baufinanzierung planen, immer genau die Baukosten im Blick haben und schon vor dem ersten Spatenstich an mögliche Nebenkosten denken. Wir zeigen Ihnen hier, wann auf Sie zusätzliche Kosten zukommen und wie hoch sie sein können. Die folgenden Listen können nicht pauschal für jeden Neubau gelten. Zu unterschiedlich sind die Grundstücke, die geplanten Häuser und die Wünsche des Bauherrn. Außerdem kann es wegen der Inflation und durch Lieferengpässe von Baumaterialien regional zu Preissteigerungen kommen. Es handelt sich bei den genannten Kosten um ungefähre Werte, die einen Anhaltspunkt für anfallende Baunebenkosten liefern. (Stand: April 2024)
1. Phase: Nebenkosten beim Grundstückskauf
Endlich, es ist geschafft: Die Finanzierung der Grundstücks- und Baukosten steht, Sie haben das passende Grundstück gekauft und wissen, welcher Haustyp es werden soll. Zu diesem Zeitpunkt ist das Baukonzept, sind die Planungsunterlagen noch nicht fertig und die Baustelle ist noch längst nicht eingerichtet. Aber es kommen schon die ersten Baunebenkosten auf Sie zu. Eventuell hatten Sie bei der Grundstückssuche die Unterstützung eines Maklers. Er stellt seine Provision in Rechnung. Auch der Notar will bezahlt sein. Und dann müssen Sie für den Eintrag ins Grundbuch eine Gebühr und auch noch die Grunderwerbsteuer bezahlen. Folgende Baunebenkosten kommen in der 1. Phase auf Sie zu:
Art der Baunebenkosten | Höhe der Baunebenkosten | Ansprechpartner |
Maklerprovision für die Grundstückssuche | 3–7 % vom Kaufpreis je nach Bundesland (teilen sich Käufer und Verkäufer) | Makler |
Grundbucheintrag + Notarkosten | ca. 1,5 % vom Kaufpreis des Grundstücks | Grundbuchamt, Notar |
Kosten für die Grunderwerbssteuer | 3,5–6,5 % vom Kaufpreis des Grundstücks je nach Bundesland | Zuständiges Finanzamt |
2. Phase: Baunebenkosten für die Bauvorbereitung
Nun sind Sie stolzer Besitzer eines Grundstücks und würden am liebsten sofort mit dem Hausbau beginnen. Davor kommen aber noch einige Schritte, die unbedingt erledigt werden müssen, und die die Nebenkosten beim Hausbau erhöhen:
- Bodengutachten erstellen lassen und Baugenehmigung einholen
- Verträge prüfen lassen
- Altlasten vom Grundstück entfernen lassen
- Baustelle einrichten
- Erschließungskosten, z.B. für einen Gas- und Abwasseranschluss, für Strom oder Kabelfernsehen
Folgende Tabelle zeigt Ihnen Baunebenkosten während der Bauvorbereitung:
Art der Baunebenkosten | Höhe der Baunebenkosten | Ansprechpartner |
Baugenehmigung | 0,2–0,7 % der Bausumme je nach Bundesland | Zuständige Bauaufsichtsbehörde |
Bauvertragsprüfung | ca. 250 € | Rechtsanwalt |
Prüfstatiker | 1.500–2.500 € | Freiberufliche Prüfstatiker oder Bauamt |
Kosten für die Vermessung | ca. 2.500 € | Katasteramt, Vermessungsingenieur |
Bodengutachten oder Baugrundachten | 500–3.000 € | Spezialisierte Unternehmen oder Verband Privater Bauherren |
Abriss von Altbauten | 50–200 € pro m² | Beauftragtes Unternehmen |
Baumfällung | 8–50 € pro m Baumhöhe | Beauftragtes Unternehmen |
Baustraße | ca. 11 € pro m² | Beauftragtes Unternehmen |
Bauwasser und Baustrom | 450–1.000 € | Beauftragtes Unternehmen |
Aushub für Keller- oder Bodenplatte | 3,50–100 € pro m³ je nach Bodenklasse | Beauftragtes Unternehmen |
Abfuhr von angefallenem Erdreich | 8–16 € pro m³ | Beauftragtes Unternehmen |
Erschließungskosten und Hausanschlüsse (Gas- sowie Frisch- und Abwasseranschluss, Strom, Telefon, Kabelfernsehen) | 10.000–20.000 € | Zuständige Baubehörde |
3. Phase: Anfallende Kosten während der Bauarbeiten
Wenn es dann endlich losgehen kann mit dem Haus bauen, fallen weitere Kosten an. So werden Sie um einige Versicherungen wie z.B. die Bauherrenpflichtversicherung nicht herumkommen. Außerdem wollen die Architekten oder die Projektleitung bezahlt werden. Während der Bauarbeiten ist eine regelmäßige Qualitätskontrolle sinnvoll, da sich so mögliche Mängel schnell erkennen und beheben lassen. Dabei hilft Ihnen der Bauherrenschutzbund. Und sie sollten unbedingt die Bauzeitzinsen im Blick haben. Die werden für die bereits von der Bank ausgezahlten Beträge des zur Verfügung stehenden Baukredites fällig. Hier eine Übersicht über die in der 3. Phase entstehenden Baunebenkosten:
Art der Baunebenkosten | Höhe der Baunebenkosten | Ansprechpartner |
Versicherungen (Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungsversicherung, Bauhelfer- und Feuer-Rohbauversicherung) | 400–1.000 € | Versicherungsgesellschaft |
Architektenhonorare und Kosten für Projektleitung | 10–15 % der Baukosten | Honorarverordnung für Architekten, Kostenvoranschlag beim Architektenbüro |
Bauzeitzinsen | 1.000–2.000 € | Kreditgebende Bank |
Baubegleitung und Baugutachten durch TÜV oder dem Bauherrenschutzbund | ca. 2.500 € | Bauherrenschutzbund |
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4. Phase: Baunebenkosten nach dem Hausbau
Das fertige Haus alleine lässt sich noch lange nicht bewohnen. Es kommen mit dem Innenausbau, etwa der Kücheneinrichtung, und den Außenanlagen wie Gehwege und einer Terrasse weitere Nebenkosten für Ihr Haus hinzu. Diese fallen aufgrund von Lieferengpässen oder Handwerkermangel regional sehr unterschiedlich aus.
Art der Baunebenkosten | Höhe der Baunebenkosten | Ansprechpartner |
Außenanlagen (Terrasse, Wege, Carport, Garage, Grünanlagen) | 10.000–20.000 € | Beauftragtes Unternehmen |
Innenausbau (Küche, Teppiche, Bodenbeläge, Malerarbeiten, Kamin) | mehrere zehntausend Euro je nach Material und Ausstattung | Beauftragtes Unternehmen |
Lieferengpässe bei Baumaterial
Auf vielen Baustellen fehlen Materialien wie Holz, Stahl, Dämmstoffe und Glas. Das liegt an Lieferengpässen, die wegen der weltweit starken Nachfrage und des Ukraine-Krieges entstanden sind. Baumaterialien werden dadurch teurer wird und auch die Baunebenkosten steigen.
Checkliste: So planen Sie beim Hausbau die zusätzlichen Kosten ein
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „Wo kann ich mich über die Höhe der Baunebenkosten informieren?“ Leider gibt es keine einzelne Anlaufstelle, die Ihnen die Frage beantwortet. Je nach Bundesland gelten abweichende Vorschriften und Regelungen, die sich auf die Kosten auswirken. Darüber hinaus ist der Zustand des Baugrundstückes ebenso für die Nebenkosten beim Hausbau verantwortlich wie Ihre persönlichen Vorlieben bei der Ausstattung des geplanten Hauses. In unserer Checkliste finden Sie einen Überblick über die Höhe möglicher Nebenkosten, die beim Hausbau entstehen. Außerdem sehen Sie dort die Ansprechpartner, die Ihnen konkrete Auskünfte passend zu Ihrem Bauvorhaben geben können. Unsere Checkliste Baunebenkosten steht Ihnen kostenlos als PDF-Datei zum Download zur Verfügung.
Download Checkliste 4 Tipps, die Ihnen bei der Berechnung der Baunebenkosten helfen
Es ist kaum möglich, die Baunebenkosten im Vorfeld bis auf den letzten Cent genau zu ermitteln. Dafür sind die einzelnen Posten je nach Bundesland, Grundstücksgröße, dem Zustand des Grundstücks und den individuellen Wünschen bei jedem Bauprojekt zu unterschiedlich. Sie sollten aber bei Ihrer Kalkulation versuchen, sich dem tatsächlichen Wert der Baunebenkosten möglichst weit zu nähern, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Tipp 1: Wollen Sie ein Haus bauen? Dann kümmern Sie sich so früh wie möglich um die zusätzlich anfallenden Kosten. Haben Sie von Anfang an alle Baunebenkosten im Blick, läuft Ihre Baufinanzierung nicht aus dem Ruder.
Tipp 2: Holen Sie in den verschiedenen Bauphasen möglichst viele Angebote von Unternehmen und Dienstleistern ein. Ganz egal, ob es um die Entsorgung von Altgebäuden oder um Versicherungen geht. Mit einem umfangreichen Vergleich und der Auswahl der passenden Angebote lassen sich Ihre Kosten reduzieren.
Tipp 3: Nutzen Sie Checklisten. Diese erleichtern den Überblick und geben Anhaltspunkte bei der Berechnung der Nebenkosten für Ihr Haus.
Tipp 4: Achten Sie darauf, dass Sie bei der Baufinanzierung die Möglichkeit haben, eine Nachfinanzierung zu erhalten. Dann können Sie ohne weitere Zusatzkosten eine anfallende Deckungslücke schließen.
Baunebenkosten falsch berechnet – was nun?
Für viele Menschen erfüllt sich mit dem Bau des eigenen Hauses ein Lebenstraum. Doch ein Hausbau ist auch mit Risiken verbunden. Steigen die Baukosten über das erwartete Maß, dann kann das im schlimmsten Fall in der Verschuldung enden. Sie sollten berücksichtigen, dass zu den reinen Baukosten noch weitere Ausgaben hinzukommen. Dazu gehören die Baunebenkosten, die oft einen fünfstelligen Betrag ausmachen können.
Was passiert, wenn die Baunebenkosten zu niedrig berechnet werden?
Wer beim Hausbau die Nebenkosten zu niedrig ansetzt, der hat ein Problem. Das vorhandene Kapital reicht irgendwann nicht mehr, es entsteht eine Finanzierungslücke. Im schlimmsten Fall kommt es wegen der unbezahlten Rechnungen zu einem Baustopp oder das Bauvorhaben muss sogar ganz aufgegeben werden.
In diesem Fall führt der erste Weg meist zur kreditgebenden Bank mit der Frage um eine Nachfinanzierung. Es ist aber ungewiss, ob sich die Bank darauf einlässt. Falls sie überhaupt mitmacht, wird sie wahrscheinlich sehr hohe Zinsen verlangen. Oft bleibt dem Bauherrn keine andere Möglichkeit, als sich darauf einzulassen. Deshalb ist es ratsam von Anfang an auf eine möglichst hohe Eigenkapitalquote zu achten. Meistens werden 20 % Eigenkapital empfohlen, besser sind aber 30 oder 40 %. Bietet Eigenkapital eine stille Reserve bei der Finanzierung, dann kann damit eine auftretende Lücke geschlossen werden. Es kann passieren, dass die finanzierende Bank sowieso von Ihnen verlangt, erst vorhandenes Eigenkapital einzusetzen, bevor sie weitere Auszahlungen je nach Bauabschnitt vornimmt.
Ist es erst einmal so weit, dass das Geld knapp wird, dann kann es helfen, geplante Ausgaben nach hinten zu verschieben. So könnte zum Beispiel die originelle Gartengestaltung ein Jahr später beginnen oder auf eine Garage erst einmal verzichtet werden. Und dann gibt es ja noch die lieben Verwandten. Eventuell können Sie im Notfall einen Privatkredit bei ihnen aufnehmen, gerade wenn der Betrag nur einige tausend Euro beträgt oder Sie können die Versorgungslücke über einen günstigen Ratenkredit finanzieren.
Was passiert, wenn die Nebenkosten für den Hausbau zu hoch angesetzt werden?
Wurden die Baunebenkosten in der Planung zu hoch angesetzt und sie stellen sich real als geringer heraus, dann sind die Folgen nicht so schlimm wie im umgekehrten Fall. Dennoch ärgerlich, denn Sie haben einen zu hohen Baukredit aufgenommen und müssen Zinsen für Geld zahlen, das Sie gar nicht benötigen. Wenn Sie einen Teil des Kreditbetrages vorzeitig zurückzahlen wollen, dann wird in den meisten Fällen eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig. Das ist ein Ausgleich, den die Bank für entgangene Einnahmen verlangt.