Was ist ein Firmendepot?
Mit einem Firmendepot kann ein Unternehmen oder eine andere juristische Person, z. B. eine Stiftung oder ein Verein, Teile des Betriebsvermögens in Wertpapiere anlegen. Mit einem solchen Geschäftsdepot können Sie beispielsweise Aktien und ETFs kaufen oder mit Optionen, Zertifikaten und Kryptowährungen handeln.
Ein Firmendepot bietet sich beispielsweise an, wenn ungenutzte liquide Mittel vorhanden sind und Sie damit einen Gewinn erzielen wollen. Auch steuerlich eröffnen Geschäftsdepots oft interessante Möglichkeiten. Ein Unternehmensdepot kann daher dazu beitragen, die finanziellen Ressourcen einer Firma oder einer selbstständigen Tätigkeit effektiv zu verwalten.
Für das Verwahren von Wertpapieren wird grundsätzlich ein Depot benötigt. Daher müssen Unternehmen, die Geld an der Börse anlegen wollen, ebenso wie Privatpersonen ein Wertpapierdepot eröffnen.
Warum lohnt sich ein Firmendepot?
Firmendepots können sich auch für kleine Unternehmen und Stiftungen lohnen, um Betriebsvermögen zu schützen und zu vermehren. Eine GmbH kann sogar speziell mit diesem Ziel gegründet werden, z. B. als Holding. Eine Holding bildet ein Dach für eine oder mehrere Tochtergesellschaften. Sie selbst muss kein eigenes operatives Geschäft führen.
Mit einem Geschäftsdepot ist es Ihnen beispielsweise möglich, von z. T. enormen steuerlichen Vorteilen zu profitieren. Verglichen mit der Steuerlast, die auf ein Privatdepot zukommt, das der Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag (26,375 %) unterliegt, kann die Ersparnis hoch sein. So können z. B. 95 % der Veräußerungsgewinne und Dividendenzahlungen bei einer GmbH steuerfrei bleiben. Die Voraussetzung dafür ist, dass der Gewinn in der Firma verbleibt. Bei einem durchschnittlichen Steuersatz von 30 % beträgt die effektive Steuerlast dann nur noch 1,5 %.
Auch bei der Gewerbesteuer und Vermögensübertragungen können Sie mit einem Firmendepot Abgaben vermeiden. Die Sparpotenziale und -Wege eines Geschäftsdepots unterscheiden sich aber je nach Rechtsform. Fragen Sie zu den Details in Ihrem konkreten Fall am besten einen Steuerberater.
Worauf muss ich bei einem Firmendepot achten?
Firmen gibt es in unterschiedlichen Rechtsformen. Nicht jeder Depotanbieter erlaubt die Eröffnung eines Unternehmensdepots für jede Körperschaft. In der Regel wird jedoch zumindest ein Firmendepot für GmbHs angeboten. Unser Firmendepot Vergleich sagt Ihnen genau, welcher Anbieter sich auf welche Art Geschäftsdepot spezialisiert hat und wer dort ein Depot eröffnen darf. Suchen Sie sich den Broker heraus, der am besten zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passt.
Achten Sie außerdem auf die Gebührenstruktur des Online-Brokers bzw. der Bank. Zwar müssen Sie bei einem Depot für Geschäftskunden mit etwas höheren Kosten als für Privatpersonen rechnen. Mit unserem Firmendepot Vergleich können Sie aber die Gebühren vergleichen und sich das günstigste Wertpapierdepot aussuchen. Zudem sind mit einem Geschäftsdepot erhebliche Steuereinsparungen möglich.
Wie bei einem privaten Depot sollten Sie sich auch bei einem Unternehmensdepot Gedanken über Ihre Anlagestrategie machen. Da der Kurs von Wertpapieren schwankt, haben Sie idealerweise einen langen Anlagehorizont von mindestens 10–15 Jahren, um Verluste auszusitzen. Das investierte Geld sollte also langfristig „übrig“ sein.
Wer kann ein Firmendepot eröffnen?
Ein Aktiendepot für Firmen kann grundsätzlich nur von juristischen Personen eröffnet werden. Mit diesem Begriff sind Unternehmen gemeint, die eine eigene Rechtsform und damit Geschäftsfähigkeit besitzen, wie u. a. Kapital- und Personengesellschaften. Auch Vereine und Stiftungen sind juristische Personen. Eröffnen kann das Geschäftsdepot ein Vertretungsberechtigter.
Ein Firmendepot ist möglich für:
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Gründung (GmbH i. Gr.)
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung & Compagnie Kommanditgesellschaft (GmbH & Co. KG)
- Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
- offene Handelsgesellschaft (OHG)
- Unternehmergesellschaft (UG)
- Kommanditgesellschaft (KG)
- Aktiengesellschaft (AG)
- Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA)
- Einzelunternehmen
- eingetragene Vereine
- Stiftungen
- Genossenschaften
Nicht jedes Unternehmen kann bei jedem Anbieter ein Depot eröffnen. Teilweise werden Firmendepots nur an bestimmte Rechtsformen vergeben. Beispielsweise können Sie bei RIDE Capital zwar sowohl ein Depot für eine GmbH eröffnen als auch für eine UG, aber nicht für eine KG, OHG, eine Stiftung oder einen Verein. Jeder Depotanbieter legt seine eigenen Regelungen fest.
Schritt für Schritt: Wie eröffne ich ein Firmendepot?
Haben Sie sich für einen Anbieter eines Firmendepots entschieden, durchlaufen Sie den dort üblichen Anmeldeprozess, der aus drei Schritten besteht.
- Antrag zur Depoteröffnung ausfüllen (entweder online auf der Website des Anbieters oder auf einem Ausdruck)
- Die notwendigen Unterlagen einreichen (hochladen oder postalisch einschicken)
- Legitimation mittels Video-Ident oder dem Postident-Verfahren durchlaufen (Sie weisen Ihre Identität dabei entweder online per Videochat oder offline in einer Postfiliale nach.)
Die Eröffnung eines Depots für Firmen ist aufgrund rechtlicher Vorgaben komplexer als die eines Privatdepots und erfordert mehr Unterlagen Details unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter. Näheres erfahren Sie auf der Website des Depotanbieters. Bei Fragen hilft Ihnen der Kundensupport weiter.
Welche Unterlagen benötige ich für die Depoteröffnung?
Sie müssen die notwendigen Unterlagen einreichen, um den Status des Unternehmens sowie die Verantwortlichkeit der zuständigen Person zu belegen, z. B. des Geschäftsführers oder des Gesellschafters.
Zu den geforderten Dokumenten gehören u. a.:
- Personalausweis oder Reisepass (in Kopie) der oder des Bevollmächtigten
- Steueridentifikationsnummer
- Adressnachweis der Bevollmächtigten, z. B. eine Meldebestätigung
- Nachweis über die Unternehmensstruktur, z. B. Gesellschaftervertrag
- Handelsregisterauszug
- Adressnachweis der Firma, z. B. Kopie eines Kontoauszugs
- Die LEI-Nummer, auch LEI-Code genannt (Legal Entity Identifier, eine international gültige Unternehmenskennung)
- Angaben zum Referenzkonto (IBAN)
- US-Steuerformular (Formular W-8IMY für Personengesellschaften bzw. W-8BEN-E für Kapitalgesellschaften)
Die Anforderungen können sich zwischen den Anbietern von Firmendepots unterscheiden.
Welche Kosten gibt es bei einem Depot für Unternehmen?
Die Kosten für ein Firmendepot setzen sich aus drei Teilen zusammen:
- Konto- und Depotführungsgebühr: Einige Banken und Online-Broker verlangen eine Gebühr für die Verwaltung des Depots einschließlich des Verrechnungskontos. Dies ist eine Art Grundgebühr, die monatlich oder quartalsweise fällig wird. In der Regel beträgt diese Gebühr rund 3–8 €. Es gibt aber immer mehr Geschäftsdepots, die auf eine Kontoführungsgebühr verzichten.
- Order- und Transaktionskosten: Bei jedem Kauf oder Verkauf von Wertpapieren über das Firmendepot entstehen Kosten. Teilweise wird ein fester Preis pro Order verlangt, teilweise berechnet sich die Höhe prozentual anhand des Transaktionsvolumens. Sparpläne sind manchmal kostenlos. Es macht zudem oft einen Unterschied, ob Sie den Auftrag online oder offline geben. Die Gebühren können je nach Broker pro Order sehr gering sein oder bis zu 100 € betragen.
- Handelsplatzgebühren: Diese Gebühr erhält die Börse, an der die jeweilige Order ausgeführt wird. Sie richtet sich nach dem Verkaufs- oder Einkaufswert der Wertpapiere. Der Broker entscheidet, ob er diese Kosten an Sie weiterreicht. Die Mindestgebühr kann z. B. 3,75 € betragen. Die genaue Aufstellung finden Sie im Preisverzeichnis.
Wie hoch die Kosten für ein Firmendepot konkret ausfallen, hängt vom jeweiligen Anbieter und der Anzahl und Höhe der durchgeführten Transaktionen ab.
Muss man bei einem Depot für Unternehmen Steuern zahlen?
Ja, wenn Sie mit Wertpapieren einen Gewinn erwirtschaften, müssen Sie Steuern zahlen. Das ist bei juristischen Personen genauso wie bei Privatpersonen. Jedoch ist die Art der Besteuerung eine andere, weil es sich nicht um Privat-, sondern um Firmenvermögen handelt. Es ist daher möglich, mithilfe eines Geschäftsdepots Steuern zu sparen.
Wie genau die Besteuerung erfolgt, hängt von der Rechtsform ab. Für Körperschaften wie GmbHs und Stiftungen winkt z. B. im Rahmen eines Firmendepots eine sehr niedrige Besteuerung von Veräußerungsgewinnen und Ausschüttungen. Für Einzelunternehmern spielt dagegen der persönliche Steuersatz des Inhabers für die Höhe der Steuerzahlung eine Rolle.
Es ist unbedingt ratsam, sich an einen Steuerberater zu wenden, um den Besonderheiten des Einzelfalls Rechnung zu tragen und die maximale Steuereinsparung herauszuholen.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Firmendepot?
Das Eröffnen eines Aktiendepots für Unternehmen ist mit Vor- und Nachteilen verbunden. Im Folgenden listen wir diese auf.
Vorteile eines Firmendepots:
- steuerliche Vorteile, abhängig von der Rechtsform
- Wertpapiere sind als Sondervermögen geschützt
- höhere Rendite als bei Tagesgeld und Festgeld möglich
- auch ausgeschüttete Dividenden erhöhen die Erträge
- andere Möglichkeiten zur Vermögensabsicherung
- andere Möglichkeiten der Vermögensübertragung
Nachteile eines Firmendepots:
- Kosten für das Geschäftsdepot
- Gewinne gehören dem Unternehmen
- Risiko von Kursverlusten der Wertpapiere
- möglicherweise höhere IHK-Abgaben, abhängig von der Rechtsform
Warum werden nur so wenige Depots für Unternehmen angeboten?
Depots für eine Firma lohnen sich für Banken und Brokerfirmen weniger, denn der Aufwand für den Depotanbieter ist aufgrund rechtlicher Bestimmungen höher. Die Depoteröffnung eines Firmendepots ist umfangreicher und die Verfügungsberechtigten des Unternehmens müssen jährlich überprüft werden.
Das Consorsbank Firmendepot nimmt z. B. keine Neukunden mehr an. Auch haben viele Online-Broker für Unternehmen keine Depots im Angebot. So kann man z. B. bei Trade Republic kein Firmendepot oder Geschäftskonto eröffnen. Scalable Capital wendet sich ebenfalls nur an Privatpersonen. Auch ein comdirect Firmendepot gibt es nicht.
Fazit: Mit einem Firmendepot steueroptimiert investieren!
Ein Firmendepot klingt reizvoll für Sie und Sie haben freies Betriebsvermögen? Dann zahlen Sie nicht länger mehr Steuern, als Sie müssen. Nutzen Sie Ihre Steuervorteile sowie neue Chancen, Vermögen abzusichern und zu übertragen, die Sie mit einem Geschäftsdepot haben. Wählen Sie den besten Anbieter für Ihre Zwecke aus unserem Firmendepot Vergleich.
Da sich die Potenziale je nach Rechtsform des Unternehmens unterscheiden, gehen Sie am besten auf Nummer sicher und sprechen den Plan vorher mit Ihrem Steuerberater durch. So nutzen Sie die Vorteile eines Unternehmensdepots maximal aus.
FAQ: Häufige Fragen
Im Folgenden beantworten wir häufige Fragen zum Thema Firmendepot.
Kann ich mein Privatdepot in ein Firmendepot umwandeln?
In der Regel können Sie ein Privatdepot, auf dem bereits Käufe und Verkäufe verbucht wurden, nicht in ein Unternehmensdepot ändern. Fanden bislang jedoch noch keine Transaktionen statt, kann das anders aussehen. Wenden Sie sich mit Ihrem Anliegen an den Depotanbieter.
Gibt es für das Unternehmensdepot einen Mindestanlagebetrag?
Einige Anbieter von Firmendepots fordern eine Erstüberweisung auf das Depotkonto in einer bestimmten Höhe, z. B. 20.000 oder 25.000 €. Andere möchten eine hohe Mindestanlage von 250.000 € sehen; wieder andere beschränken sich auf 2.000 € oder verzichten ganz auf Mindestbeträge. In unserem Firmendepot Vergleich sind diese Anforderungen im Detail aufgeführt. Sollte dieser Punkt für Sie wichtig sein, suchen Sie sich einen Anbieter heraus, der Ihren Bedürfnissen entspricht.
Kann ich auch als Selbstständiger ein Firmendepot eröffnen?
Ja, auch als Selbstständiger können Sie ein Geschäftsdepot eröffnen. Achten Sie in diesem Fall darauf, dass bei dem Depotanbieter eine Eröffnung für Einzelunternehmen möglich ist. Die Information darüber können Sie unserem Firmendepot Vergleich entnehmen.
Was ist ein LEI-Code?
LEI ist die Abkürzung für Legal Entity Identifier. Der LEI-Code ist eine Art internationale Betriebsnummer. Die LEI-Nummer hat 20 Stellen. Sie dient dazu, juristische Personen wie Unternehmen und Vereine bei Finanztransaktionen zu identifizieren. Juristische Personen benötigen in der EU einen LEI-Code, um ein Geschäftsdepot zu eröffnen und mit Wertpapieren wie Aktien und Anleihen handeln zu können.