Haus selber bauen: Um diese Eigenleistung geht es
Wenn Sie überlegen, Ihr Haus selbst zu bauen, kommen zwei Bereiche infrage.
- Zum einen kann das die individuelle Beauftragung, Organisation und Begleitung der einzelnen Gewerke sein – unabhängig von einem Bauträger.
- Zum anderen kann das auch „selbst Anpacken“ bedeuten, also die Ausführung der Baumaßnahmen in Eigenleistung, zumindest teilweise.
Der Einsatz von Eigenleistung beim Hausbau hat einige Vorteile.
Gute Gründe, Ihr Haus selber zu bauen
- Einsparungen bei den Hausbaukosten
- geringere Finanzierungssumme = niedrigere Zinsen
- weniger Eigenkapital notwendig
- Spaß am Selbermachen
- Einbringen von unkonventionellen Vorstellungen in Sachen Gestaltung
Doch die Rechnung geht nur auf, wenn organisatorisches und handwerkliches Talent sowie ausreichend Zeit vorhanden sind. Darüber hinaus gilt es, bestimmte Vorgaben beim Bau der eigenen vier Wände zu beachten sowie Kosten, Nutzen und Risiken gut abzuwägen. Wer ein Haus selbst baut, braucht neben dem entsprechenden Know-how auch ausreichend Zeit – ob für tatsächliche Eigenleistungen oder als ständiger Ansprechpartner für die beauftragten Handwerker oder die Koordination der verschiedenen Gewerke.
Baufinanzierung berechnen
Welche Eigenleistungen lohnen sich beim Hausbau?
Entscheiden Sie sich dafür, beim Hausbau selbst mit anzupacken, können Sie bei fast allen Bauabschnitten sparen. Im Vergleich zu einem schlüsselfertigen Haus schon beim Rohbau bis zu 60 %. Der Verband Privater Bauherren (VPB) rechnet vor, dass sich die gesamten Baukosten eines Reihenhauses – in Höhe von rund 400.000 € – so leicht um 40.000 € reduzieren ließe. Zu den Bestandteilen der Hausbaukosten gehören neben dem eigentlichen Grundstückskauf (inkl. Nebenkosten) und dem Einrichten der Baustelle, die Errichtung des Rohbaus, der Innenausbau sowie die Anlage von Garten, Terrasse, Einfahrt & Co.
Am meisten sparen lässt sich bei den Schritten des Hausbaus, die einen höheren Arbeitsanteil als Materialanteil besitzen.Das sind zum Beispiel Maler- und Rohbauarbeiten.
Je nach den vorhandenen Fähigkeiten verändert sich die Art und der Umfang der Eigenleistungen und damit die Einsparungen. Wir zeigen Ihnen in drei Tabellen, wie hoch die Sparmöglichkeiten bei den verschiedenen Eigenleistungen beim Hausbau sind. Dabei unterscheiden wir drei Typen von Handwerkern.
- der Gelegenheitshandwerker
- der geübte Handwerker
- der Profi
Sparpotenzial beim Hausbau für Gelegenheitshandwerker
Als Gelegenheitshandwerker haben Sie grundsätzlich Talent für handwerkliche Tätigkeiten und sogar Spaß daran. Dann bieten sich einige Tätigkeiten an, die Sie selbst hinbekommen und dabei auch noch beim Hausbau sparen können.
Mögliche Bauleistungen für Gelegenheitshandwerker und deren Einsparpotenzial
Tätigkeitsbereich: | Beschreibung | Sparpotenzial |
Trockenbau | Verlegen, Spachteln und Schleifen von Rigipsplatten | 60 – 70 % |
Fliesen verlegen | Boden und Wände in Küche und Bad | ca. 30 €/qm |
Laminat verlegen | Trittschalldämmung, Zuschnitt und Fußleisten | bis zu 40 €/qm |
Maler- und Tapezierarbeiten | Wände und Decken | 60 – 80 % |
Außenanlagen | Wege-, Auffahrt- und Gartenarbeiten | bis zu 100 % |
Sparpotenzial beim Hausbau für geübte Heimwerker
Sind Sie ein geübter Heimwerker, sparen Sie bei den vorangehend erwähnten Arbeiten nicht nur bares Geld, sondern auch Zeit! Denn natürlich gehen Ihnen die Aufgaben weit schneller von der Hand, als ungeschickteren Häuslebauern. Trauen Sie sich überdies komplexere oder körperlich schwerere Arbeiten beim Bau des eigenen Hauses zu, lockt weiteres Sparpotenzial. Beispielweise beim Verputzen, dem Einbau von Fenstern, Türen und Treppen oder gar grundsätzlichen Arbeiten am Rohbau.
Mögliche Bauleistungen für geübte Handwerker und deren Einsparpotenzial
Tätigkeitsbereich: | Sparpotential |
Rohbauarbeiten z. B. Mauern | bis zu 60 % |
Fenster, Türen und Treppen einbauen | 10 – 30 % |
Verputzen, insbesondere im Innenbereich | 70 – 80 % |
Sparpotenzial beim Hausbau für Profis
Sind Sie selbst vom Fach, hat Ihr Projekt-Hausbau das größte Einsparpotenzial. Andernfalls gilt: Lassen Sie von sensiblen Installationen – wie Heizung, Sanitär und Elektro – lieber die Finger. Nach Rücksprache mit den ausführenden Firmen ist jedoch unter Umständen eine Mitarbeit möglich.
Mögliche Bauleistungen für Profi-Handwerker und deren Einsparpotenzial
Tätigkeitsbereiche | Sparpotenzial |
Heizungs- und Sanitäranlagen | bis zu 100 % |
Elektroinstallation | bis zu 100 % |
Wägen Sie gerade in diesem Bereich Kosten und Nutzen immer gegeneinander ab. Für Nicht-Profis entpuppt sich allein die Zuarbeit nicht selten als besonders zeitintensiv, während das Einsparpotenzial vergleichsweise gering ausfällt.
Wie viel Eigenleistung beim Hausbau ist realistisch?
Das lässt sich nicht eindeutig sagen. Die Liste der Sparmöglichkeiten beim Hausbau in Eigenleistung liest sich gut. Möchten Sie Ihr Haus selber bauen, verbergen sich dahinter aber bis zu 1.000 Stunden Arbeitszeit. Bei einer Bauzeit von etwa einem Jahr geht es demnach um bis zu 25 Stunden pro Woche, die Sie während dieser Zeit auf der Baustelle verbringen. Wer neben dem Hausbau arbeitet oder gar Zeit mit Familie und Freunden verbringen möchte, der kommt hier schnell an seine Grenzen.
Einer Empfehlung des Bauherrenschutzbundes folgend, sollte der Anteil von Eigenleistung beim Hausbau 5 bis max. 10 % der Gesamtkosten betragen. So lässt sich das Vorhaben, das Haus alleine zu bauen, am besten mit den sonstigen Anforderungen des Alltags vereinbaren.
Was ist eine Muskelhypothek?
Mit der sogenannten „Muskelhypothek“ können Sie bei der Bank einen Teil des notwendigen Eigenkapitals statt mit barem Geld, mit Ihrer Hände Arbeit beisteuern. Je höher der Anteil dieser Eigenleistung beim Bau Ihres Hauses ist, desto geringer sind die Kosten für Fachpersonal. Die Folge: Sie müssen eine deutlich geringere Summe zur Verwirklichung Ihres Traumhauses aufbringen. So senkt das durch Eigenleistung eingesparte Geld die Kosten Ihrer Finanzierung und führt oft sogar zu einem günstigeren Zinssatz oder zu höheren Darlehensangeboten.
Soviel lässt sich mit einer Muskelhypothek bei der Baufinanzierung einsparen
Bis zu 15 % der kompletten Baukosten erkennen Baufinanzierer als Eigenkapital an, wenn Sie Ihr Eigenheim selber bauen. Bei Baukosten von 500.000 € und einer Immobilienfinanzierung in Höhe von 380.000 € können das bis zu 75.000 € sein.
Vergleich der Höhe des Eigenkapitals mit und ohne Muskelhypothek
| ohne Muskelhypothek | mit Muskelhypothek |
Gesamtkosten Hausbau | 500.000 € | 500.000 € |
Finanzierung | 380.000 € | 380.000 € |
max. möglicher Wert der Eigenleistung | 0 € | 75.000 € |
benötigtes Eigenkapital | 135.000 € | 60.000 € |
Zur Anerkennung von Eigenleistungen als teilweisen Ersatz Ihres Eigenkapitals wird eine detaillierte und plausible Berechnung der einzelnen Posten zur Vorlage bei der Bank benötigt.
Diese Punkte zur Eigenleistung sollte eine Aufstellung für die Bank berücksichtigen
- Art der Eigenleistung (z. B. Maler- & Tapezierarbeiten)
- Materialkosten
- veranschlagte Lohnkosten (Vergleichsangebot einholen und beilegen)
- Aufschlüsslung der konkret eingesparten Summe durch Eigenleistung
- Name und berufliche Qualifikation der ausführenden Person
- Bei der Berechnung der Eigenleistung hilft das Einholen von Angeboten der verschiedenen Gewerke. Lassen Sie sich hierbei die Lohnkosten separat aufführen, denn genau diesen Anteil brauchen Sie zum Berechnen Ihrer Muskelhypothek.
Was muss ich beachten: 5 Fragen zu Eigenleistungen beim Hausbau
Wer sein Eigenheim selbst bauen möchte, wird im Laufe des Vorhabens mit vielen Fragen konfrontiert. Einige Fragen treten besonders häufig auf.
Frage 1: Haus selbst bauen – geht das auch ohne Bauträger?
Ja, das geht. Unabhängig vom tatsächlichen „Anpacken“, lässt sich bereits mit der eigenen, individuellen Organisation des Hausbaus der eine oder andere Euro sparen. Ein Bauträger nimmt Ihnen viele Aufgaben wie die Beauftragung von Handwerksbetrieben und Bauunternehmen ab. Aber er hat in der Regel Verträge mit bestimmten Zulieferern und Handwerksunternehmen. Wenn Sie entsprechende Angebote der Unternehmen selbst einholen und vergleichen, können Sie sich frei für das für Sie passende entscheiden. Und damit unter Umständen Kosten reduzieren.
Frage 2: Kann ich den Bauplan selbst entwerfen?
Nach dem Kauf des Grundstücks ist der Bauplan ein weiterer fester Posten. Dieser sollte von einem Fachmann individuell entworfen und auf Lage und Bedingungen des Baugrundstücks angepasst werden. Zu der reinen Bauzeichnung kommen weitere Pläne zur Genehmigungs- und Ausführungsplanung – darunter der amtliche Lageplan, die Erschließungs- und Statikplanung sowie Wärmeschutz-Nachweise. Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure sieht für die Erstellung der vorangehend genannten Pläne insgesamt neun Leistungsstufen vor. Sparen lässt sich hier demnach nur, wenn es sich beim Bauherrn selbst um einen Ingenieur, Architekten oder Bauzeichner handelt.
Frage 3: Was muss ich beim Bauantrag beachten?
Zu den Aufgaben, die zwingend Fachleute übernehmen müssen, gehört das Stellen des eigentlichen Bauantrags bei der Baubehörde durch einen Architekten oder Bauingenieur mit Bauvorlageberechtigung. Denn ohne diese dürfen Sie kein Haus bauen, abreißen oder ändern.
Für den Bauantrag notwendige Unterlagen
- Bauantragsformular
- amtlicher Lageplan
- Baubeschreibung
- statische Berechnungen
- Wärmeschutznachweis
- Grundrisse im Maßstab 1:100
- statistischer Erhebungsbogen
- je nach Bundesland ggf. weitere Nachweise
Frage 4: Hausbau in Eigenregie – wer haftet bei Baumängeln?
Kommt es im Zusammenhang mit Ihrer Eigenleistung zu einem konkreten Baumangel, haften Sie selbst dafür mit Ihrem privaten Vermögen. Und sogar für durch Handwerker verursachte Fehler halten Sie Ihren Kopf hin. Dann nämlich, wenn Sie als Bauherr die Arbeit des Gewerkes offiziell abgenommen haben. Um dieses Risiko zu minimieren, verzichten viele auf die individuelle Koordination des Hausbaus und nehmen die Unterstützung eines erfahrenen Hausbauanbieters in Anspruch. Ein weiterer Vorteil: Die erfahrenen Bauleiter oder -manager koordinieren neben den Handwerkern auch Ihre jeweilige Eigenleistung, behalten den Gesamtüberblick und stehen für alle Beteiligten stets als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.
Mögliche Baumängel und Risiken bei Eigenleistungen
Eigenleistung | Baumängel und Risiken |
---|
Rohbau | Undichtigkeiten = Rohbau unbrauchbar |
Sanitärinstallationen | Wasserschäden |
Elektroinstallationen | Todesgefahr! |
Heizung | Todesgefahr! |
Türen & Fenster | Undichtigkeiten |
Putzarbeiten | Undichtigkeiten, Schimmelgefahr |
Fliesen verlegen | Undichtigkeiten, Schimmelgefahr |
Laminat, Parkett oder Teppichboden verlegen | Kosmetische Fehler, Schimmelgefahr |
Maler- und Tapezierarbeiten | Kosmetische Fehler |
Frage 5: Welche finanziellen Risiken gibt es, wenn ich mein Haus selber baue?
Ein Haus selbst bauen kann teurer werden, als gedacht. Das liegt zum einen daran, dass Fachfirmen in der Regel auf exklusive Mengenrabatte von Baustoffhändlern zurückgreifen können, von denen Otto Normalverbraucher nur träumen kann. So zahlt dieser beim Kauf der Baumaterialien nicht selten bis zu 25 % mehr. Beantworten Sie sich ehrlich die Frage, was kostet mich ein Hausbau in Eigenleistung. Das Abwägen von Kosten und Nutzen Ihrer jeweiligen Eigenleistung und das Rechnen mit spitzem Bleistift macht daher definitiv Sinn.
Ein weiteres Risiko ist, dass Sie sich mit dem Anteil der Eigenleistung übernehmen oder immer wieder Nachbesserungen notwendig werden. Die Folge ist eine längere Bauzeit und auch die kostet bares Geld, weil beispielweise Mieten für Baumaschinen, Werkzeug, Baugerüste und -zäune länger gezahlt werden müssen. Darüber hinaus bergen laienhaft ausgeführte Arbeiten stets ein gesteigertes Fehlerpotenzial. Die Bandbreite variiert von kosmetischen Mängeln bis hin zu groben Fehlern, Unfallgefahr, Undichtigkeiten und vielem mehr.
Der Ablauf: So bauen Sie Ihr Traumhaus selbst!
Das Vorhaben, Ihr Eigenheim selber bauen zu wollen, erfordert eine gründliche Planung und Vorbereitung. Grundsätzlich lässt sich das Projekt Hausbau in drei Phasen gliedern.
Die drei Phasen beim Hausbau
- Planung und Vorbereitung
- Bau
- Abschluss
Im Folgenden geben wir einen Überblick, welche Tätigkeiten zu den verschiedenen Phasen gehören.
Hausbau Phase 1: Planung & Vorbereitung
- Baugrundstück finden
- Architekten (und ggf. Baubetreuer) recherchieren
- Hausfinanzierung klären
- Ämter- und Notartermine koordinieren
- Antrag zur Baugenehmigung stellen
- Anträge: Kanalanschluss, Baustrom, etc.
- Bauwerkzeuge und Material besorgen
- Planung von Sanitär-, Heizungs- und Elektroinstallationen
Hausbau Phase 2: Bau
- Start: Erd- und Kanalarbeiten
- Errichtung Rohbau
- Fenster- und Treppenbau
- Elektro- und Sanitärinstallationen
- Heizungsanlage
- Türeinbau, Fliesen & weitere Bodenbeläge
- ggf. Sicht- und/oder Sonnenschutz anbringen (z. B. Außenrollos)
Hausbau Phase 3: Abschluss
- Maler- und Tapezierarbeiten
- Außenanlagen (Gartenanlage, Terrasse, Garage/ Carport, Pflastern)
- Beleuchtung (innen und außen) anbringen
- Umzug
Sonderfall Haus selber bauen im Bausatz-Verfahren
Nicht jeder möchte sein Haus komplett, also von A bis Z, selber bauen. Für diesen Fall existiert die Möglichkeit, sich einen Teil des Hauses liefern oder errichten zu lassen und den übrigen Anteil in Eigenleistung zu erbringen. Das Haus entsteht dann in einem Bausatz-Verfahren. Dabei lassen sich zwei Optionen auseinanderhalten.
- das Ausbau-Haus
- das Selbstbau-Haus
Beim Ausbau-Haus geht es um den Innenausbau
Bei einem Ausbau- oder Mitbau-Haus übernimmt für gewöhnlich die ausführende Baufirma die Errichtung des Rohbaus. Danach liegen Planung und Koordination des Innenausbaus beim Bauherrn. Entscheidendster Nachteil: Bauherren lassen sich häufig vom günstigen Rohbau-Preis locken und überschätzen die eigenen (zeitlichen und handwerklichen) Möglichkeiten.
Daher ist es wichtig, rechtzeitig nach einer verständlichen, detaillierten Ausbauanleitung zu fragen. In dieser sollten alle Materialien und die einzelnen Arbeitsschritte nachvollziehbar beschrieben werden. Denn bei der Servicequalität und anschließenden Montageberatung unterscheiden sich die Anbieter enorm.
Das Selbstbau-Haus bietet viele Möglichkeiten der Eigenleistung
Darf es ein bisschen mehr sein? Dann setzen Sie auf ein Selbstbau-Haus. Hier bezahlen Sie über die gesamte Bauphase für die Rundumbetreuung durch die Baufirma, bauen ansonsten aber selbst. Das Besondere: Die Lieferung des Baumaterials erfolgt in kompletten, vorgefertigten Bausätzen. Ob und wieviel Sie dann an externe Firmen übergeben, liegt in Ihrer Hand.