Inflation: So schützen Sie sich vor den Folgen der hohen Inflationsrate

Warum hat die Inflation Deutschland 2024 immer noch im Griff? Was sind die Gründe für die hohe Inflationsrate und welche Auswirkungen hat sie? Alle Antworten auf diese Fragen, wie es weitergeht und wie Sie Ihr Geld vor der Inflation am besten schützen, lesen Sie hier.

Heike Kevenhörster
Zuständige Redakteurin für den Bereich Geldanlage
Stand: 28.11.2024

Wie hoch ist die aktuelle Inflationsrate in Deutschland?

Zurzeit ist die Inflation in Deutschland nicht mehr so hoch. Im November 2024 lag die aktuelle Inflations­rate laut dem Sta­tis­tischen Bundes­amt bei 2,2 %. Das bedeutet, dass die durch­schnitt­liche Preis­ent­wicklung der Waren und Dienst­leis­tungen, die private Haus­halte in Deutschland für Kon­sum­zwecke kaufen, um 2,2 % höher lag als im November 2023.

Die Preisentwicklung misst in Deutschland der Ver­braucher­preis­index. Die Ver­ände­rung des Ver­braucher­preis­indexes zum Vor­jahres­monat ist die Inflations­rate. Auf diese Weise lässt sich die Teuerungs­rate bzw. Inflations­rate berechnen. Die Bundes­bank strebt wie die Euro­päische Zentral­bank (EZB) auf mittlere Sicht eine Inflations­rate von 2 % an. Über das gesamte Jahr 2023 gesehen, betrug die Inflationsrate 5,9 % gegenüber 2022.

Eine hohe Inflations­rate ist noch längst keine Hyper­inflation. Als Hyper­inflation bezeichnet man eine rasant und un­kontrol­liert steigende Teuerungs­rate von etwa 50 % pro Monat, die in der Regel zu einer Währungs­reform führt.

Diagramm, in dem der Verbraucherpreisindex dargestellt ist. Die konkreten Prozentwerte finden sich in der Bildbeschreibung unter der Grafik.
  • Entwicklung des Verbraucherpreisindex
    Monat Verbraucherpreisindex
    Dez 20 0 %
    Jan 21 1,2 %
    Feb 21 1,5 %
    Mrz 21 1,8 %
    Apr 21 2 %
    Mai 21 2,2 %
    Jun 21 2,4 %
    Jul 21 3,7 %
    Aug 21 3,8 %
    Sep 21 4,1 %
    Okt 21 4,4 %
    Nov 21 4,8 %
    Dez 21 4,9 %
    Jan 22 4,2 %
    Feb 22 4,3 %
    Mrz 22 5,9 %
    Apr 22 6,3 %
    Mai 22 7 %
    Jun 22 6,7 %
    Jul 22 6,7 %
    Aug 22 7 %
    Sep 22 8,6 %
    Okt 22 8,8 %
    Nov 22 8,8 %
    Dez 22 8,1 %
    Jan 23 8,7 %
    Feb 23 8,7 %
    Mrz 23 7,4 %
    Apr 23 7,2 %
    Mai 23 6,1 %
    Jun 23 6,4 %
    Jul 23 6,2 %
    Aug 23 6,1 %
    Sep 23 4,5 %
    Okt 23 3,8 %
    Nov 23 3,2 %
    Dez 23 3,7 %
    Jan 24 2,9 %
    Feb 24 2,5 %
    Mrz 24 2,2 %
    Apr 24 2,2 %
    Mai 24 2,4 %
    Jun 24 2,2 %
    Jul 24 2,3 %
    Aug 24 1,9 %
    Sep 24 1,6 %
    Okt 24 2 %
    Nov 2,2 %

    Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: Dezember 2024

Warum ist die Inflation so hoch gewesen?

Der Grund, warum die Infla­tion Deutschland 2024 so fest im Griff hatte, liegt in einer Kombi­nation mehrerer ent­schei­dender Faktoren.

  • Zur Geldentwertung beigetragen hat zum einen die expansive Geld­politik der Euro­päische Zentral­bank (EZB), die zu einer Er­höhung der Geld­menge führte.
  • Zum anderen hatten auch die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg erhebliche Aus­wir­kungen: Sie zogen Liefer­eng­pässe und eine Roh­stoff­ver­knappung nach sich.

Im Folgenden führen wir genauer aus, wie diese Fak­toren im Zusammen­spiel zu einer hohen Infla­tion 2022, 2023 und 2024 geführt haben.

Ursachen der aktuellen Geldentwertung

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die daraus resul­tierenden Sank­tionen sowie die Corona-Pandemie und die Null-Covid-Strategie Chinas haben die welt­weiten Liefer­ketten er­heb­lich gestört. Bei­spiels­weise treffen nicht mehr so viele Waren aus Russland, der Ukraine und China bei uns ein. Dies betrifft so unter­schied­liche Dinge wie Weizen, Bau­stoffe oder Computer-Chips. Vielen Unter­nehmen fehlen Roh­stoffe oder andere wichtige Kompo­nenten für ihre Produktion. Die Energie­preise sind in die Höhe geschossen und ver­teuern die Her­stel­lung zusätzlich. All dies führt zu einer Ver­knappung des Ange­bots von Waren auf dem Markt.

Gleichzeitig hat sich die im Umlauf be­find­liche Geld­menge lange erhöht. Die EZB betrieb lange Zeit eine ultra­lockere Geld­politik und pumpte z. B. durch An­leihe­käufe zusätz­liches Geld ins System. Bei niedrigem EZB-Leitzins konnten sich Staaten güns­tiger ver­schulden. Es war einem Staat dadurch auch leichter möglich, Wirt­schafts­hilfen bereit­zu­stellen und Kon­junk­tur­programme auf den Weg zu bringen. Die Not­hilfen in den pandemie­bedingten Lock­downs sowie Ent­lastungs­pakete für die Bürger, die die Politik schnürt, bedeuten aber ebenfalls, dass mehr Geld im Umlauf ist. Wenn eine erhöhte Geld­menge auf weniger Warenangebot trifft, werden die Waren teurer und die Inflation steigt.

Welche Auswirkungen und Folgen hat die Inflation?

Die Lebensmittelpreise steigen, Frisör und Strom werden teurer: Am direk­testen spü­ren die Ver­braucher eine In­flation an den erhöhten Preisen für Lebens­mittel, Dienst­leis­tungen und Energie. Da die Kauf­kraft des Geldes sinkt, müssen die Men­schen mehr Geld für ihre all­täg­lichen Kosten ausgeben. Die Lebens­haltungs­kosten schießen in die Höhe. Die Folge: Die Menschen haben weniger Geld übrig, das sie zurück­legen können. Außer­dem wird das Sparen bei einer hohen Infla­tions­rate wegen der schnel­len Geld­ent­wertung un­attrak­tiv, falls nicht die Zin­sen steigen. Die Er­spar­nisse ver­lieren dann zu schnell an Wert.

Wie wirkt sich die Inflation auf die Kaufkraft aus?

Bei einer Inflation steigen die Preise. Das bedeutet, Sie können mit einer gleich­blei­benden Menge Geld immer weniger kaufen. Die Kauf­kraft des Geldes sinkt.

Wenn Sie Ihr Geld nicht gewinn­bringend anlegen, wird es von der Infla­tion vernichtet. Sehen Sie in der fol­gen­den Tabelle, wie Ihr Ver­mögen bei einer Infla­tions­rate von 5,9 % (Gesamtjahr 2023) auf­ge­fressen wird. Schon nach 3 Jahren haben 100.000 € auf einem nicht ver­zins­ten Konto knapp 16 % des Wertes verloren. Nach 10 Jahren hat das Geld nur noch eine Kaufkraft von knapp über der Hälfte.

Kaufkraftverlust bei einer Inflation von 5,9 %

Ursprungsbetrag

100.000 €

Kaufkraft nach 1 Jahr

94.429 €

Kaufkraft nach 3 Jahren

84.200 €

Kaufkraft nach 5 Jahren

75.079 €

Kaufkraft nach 10 Jahren

56.369 €

Dagegen haben 100.000 € bei der von der EZB ange­streb­ten Infla­tions­rate von 2 % nach 10 Jahren immer noch eine Kauf­kraft von etwa 82.000 €. Eine Hal­bie­rung der Kauf­kraft würde in diesem Fall erst nach 35 Jahren eintreten.

Kaufkraftverlust bei angestrebter Inflation von 2 %

Ursprungsbetrag

100.000 €

Kaufkraft nach 1 Jahr

98.039 €

Kaufkraft nach 3 Jahren

94.232 €

Kaufkraft nach 5 Jahren

90.573 €

Kaufkraft nach 10 Jahren

82.034 €

Wie wirkt die hohe Inflation auf Schulden und Kredite?

Menschen (und Staaten), die Schulden haben, profi­tieren von der Inflation. Der Grund: Mit der Geld­ent­wertung schmilzt der reale Wert ihrer Schulden. Ist die Infla­tions­rate höher als der Kredit­zins, sagt man auch: Der Real­zins ist negativ. Das bedeutet unter Berück­sich­tigung des Kauf­kraft­ver­lustes: Kredit­nehmer müssen weniger zurück­zahlen, als sie erhalten haben. Sie machen also mit ihren Schulden ein Plus.

Ratenkredit Vergleich

In der folgenden Bei­spiel­rechnung sehen Sie, wie eine hohe Infla­tions­rate bei einem Kredit den Real­zins beeinflusst. Den Realzins rechnen Sie aus, indem Sie die Inflationsrate vom Zinssatz abziehen. Für den Kredit­nehmer im linken Szenario ist der Realzins aufgrund der hohen Inflationsrate negativ, während der Kreditnehmer bei niedriger Inflation einen höheren Realzins zahlen muss.

Beispielzinsen für Kredite zu unterschiedlichen Zeiten

 

November 2022

          November 2024

Kreditzins

7,1 %

7,9 %

Inflationsrate

8,8 %

2,2 %

Realzins

-1,7 %

5,7 %

Überlegen Sie es sich als Privat­person auch bei einer hohen Infla­tions­rate gut, einen Kredit auf­zu­nehmen, wenn Sie auf­grund der Teue­rung Schwierig­keiten haben, Ihre Lebens­haltungs­kosten zu bestreiten. Die Raten müssen Sie in jedem Fall zurück­zahlen, auch wenn die Preise für Lebens­mittel, Strom und Gas weiter an­ziehen und Ihnen noch weniger Geld vom Ein­kommen bleibt. Zudem ist eine Wette darauf, ob und wie lange die Infla­tions­rate hoch bleibt, sehr riskant.

Wie wirkt sich die Inflation auf den Aktienmarkt aus?

Die Auswirkungen der Inflation auf den Aktien­markt sind komplex. Unternehmen, die von den Ursachen der Infla­tion wie Liefer­eng­pässen betroffen sind, können betriebs­wirt­schaft­liche Probleme bekommen. Dann fallen die Kurse dieser Aktien. Firmen, die in der Lage sind, höhere Kosten problem­los über höhere Preise an ihre Kunden weiter­zu­geben, sind im Vorteil. Sie können ihren Um­satz und vielleicht sogar ihren Gewinn trotz der Infla­tion steigern. Die Aktien dieser Unter­nehmen werden steigen.

Kurzfristig ist es in der Regel so, dass eine hohe Inflation dämpfend auf die Börse wirkt. Lang­fris­tig können Aktien und Aktien-ETFs als Sach­werte jedoch als Infla­tions­schutz dienen. Die An­teile, die Sie halten, können, nachdem sie zwischen­durch viel­leicht an Wert verlieren, bei besseren wirt­schaft­lichen Aus­sichten auch wieder er­heb­lich im Wert steigen.

Wie wirkt sich die Geldentwertung auf den Immobilienmarkt aus?

Weil die Kaufkraft des Geldes sinkt und gleich­zei­tig die Anzahl an Immo­bilien be­grenzt ist und nicht schnell steigen kann, führt dies dazu, dass Häuser und Woh­nun­gen in einer Infla­tion ebenso wie andere Dinge im Preis steigen. Da die Bau­zinsen steigen, erhöhen sich zudem die Kosten für eine Bau­finan­zierung. Dies kann dazu führen, dass die Nachfrage nach Kauf-Immobilien zurückgeht und Wohnungen und Häuser dann billiger werden.

Achten Sie jetzt als Käufer bei Ihrem Finan­zierungs­vertrag auf eine lange Zins­bindung, wenn Sie davon aus­gehen, dass die Zinsen in Zukunft weiter steigen könnten. Gehen Sie von stark sinkenden Zinsen aus, könnte es die bessere Entscheidung sein, noch zu warten. Falls Sie eine Immo­bilie als Kapi­tal­anlage erwerben, können Sie in der Infla­tion auf­grund der allge­mein stei­genden Preise eine höhere Miete ver­langen. Die Mehr­kosten Ihres Immo­bilien­kredites würden dann in­direkt vom Mieter bezahlt.

Wie rette ich mein Geld vor der Inflation?

Um einen Wert­ver­lust Ihres Geldes in der Infla­tion zu ver­meiden, müssen Sie es mit hoher Ren­dite anlegen. Fragen Sie sich: Wie rette ich mein Geld vor der Infla­tion?, lautet die Ant­wort: Ihr Gewinn sollte min­des­tens so hoch sein wie die Infla­tions­rate – nur dann können Sie Ihr Geld vor der Infla­tion schützen. Eine posi­tive Real­ren­dite erreichen Sie am besten mit breit auf­ge­stellten ETFs oder Aktien, da hier der zu erwar­tende Gewinn höher ausfällt.

Der Realzins oder die Real­ren­dite be­rech­net sich, indem Sie die Infla­tions­rate vom Zins­satz bzw. der Ren­dite abziehen. Wir haben für Sie unten eine Bei­spiel­rechnung durch­geführt. Sehen Sie, wie die Erträge bei Tages- und Fest­geld in Gegen­über­stellung zu einem MSCI World ETF aussehen.

Realrendite verschiedener Arten der Geldanlage 2024

Anlageform Rendite Inflationsrate Realrendite

Tagesgeld

3,50 % (garan­tierter Beispiels­zins)

2,2 %

1,30 %

Festgeld

3,10 % (garan­tierter Beispiels­zins)

2,2 %

0,90 %

MSCI-World-ETF

8 % (durch­schnittl. jährl. Rendite seit 1975)

2,2 %

5,80%

Bei einer Investition in einen MSCI-World-ETF mit einer durch­schnitt­lichen Ren­dite von 8 % pro Jahr schlagen Sie die Infla­tion komfortabel und machen mit Ihrem Geld einen deutlichen Gewinn. Ein MSCI-World-ETF setzt breit gestreut auf über 1.500 Unter­nehmen aus 23 Industrie­staaten. Bei Tagesgeld und Festgeld können Sie die Inflation zurzeit ebenfalls schlagen, aber knapper. Weitere Anlage­tipps erhalten Sie hier:

Geld anlegen
Mit Sachwerten gegen die Inflation

Viele Menschen legen ihr Geld bei einer hohen Infla­tion und niedrigen Zinsen ver­mehrt in Sach­werte an. Dies können Immo­bilien, Gold oder Silber oder alter­native Geld­an­lagen wie Kunst, Old­timer, Sammler­stücke sowie wert­voller Wein oder Whisky sein. Oft­mals steigen diese Güter in einer Infla­tion im Wert an.

Experten-Interview: Was können Verbraucher bei Inflation tun?

Michael Herte
© Strobel/VZSH

Die Verbraucherzentralen sind gemeinnützige Organisationen. Sie informieren und beraten Menschen unabhängig in Fragen des privaten Konsums. Bei komplexen Marktbedingungen wollen sie Durchblick schaffen. Zu was raten sie Verbrauchern jetzt angesichts der hohen Inflation? Wir haben mit Michael Herte gesprochen,Referats­lei­ter Markt, Recht und Finanzdienst­leis­tungen bei der Ver­braucher­zen­tra­le Schles­wig-Hol­stein.

Angesichts der stark gestie­ge­nen Preise für Gas, Strom und Lebens­mit­tel fin­den viele Men­schen es schwie­rig, Geld zurück­zu­le­gen. Gleich­zei­tig gibt es kaum Zin­sen für Spar­ein­lagen. Macht es momen­tan noch Sinn zu sparen und Geld anzu­le­gen?

Michael Herte: Es ist weiter­hin wichtig, exis­ten­ziel­le Risi­ken abzu­sichern. Man braucht eine Kranken­versiche­rung, eine Haft­pflicht­versiche­rung und even­tu­ell eine Berufs­unfähig­keits­ver­siche­rung. Wenn dann Geld übrig­bleibt, nach­dem der normale Lebens­wan­del bestrit­ten ist, soll­te man sich ein Pols­ter von 3–4 Netto-Monats­gehäl­tern auf­bau­en. Diese Rück­lage sorgt dafür, dass man keinen Kredit auf­neh­men muss, wenn man um­zieht und eine Miet­kau­tion stel­len muss, Kosten für eine größe­re Repa­ra­tur oder die An­schaf­fung von wich­ti­gen Haus­halts­gerä­ten hat.

Wie sollte man seinen Not­gro­schen an­le­gen?

Michael Herte: Für den Not­gro­schen gibt es keine An­lage­form, die sicher und flexibel ist und gleich­zei­tig eine hohe Ren­di­te ab­wirft, die gegen die In­fla­tion wirkt. Es ist hier wich­tig, dass man jeder­zeit an das Geld kommt und immer weiß, wie viel man hat. Daher muss man in die­sem Fall die mangeln­de Ren­ta­bili­tät bzw. den Kauf­kraft­ver­lust durch die In­fla­tion ein­fach hin­neh­men. Hier ist das Tages­geld­kon­to die Empfeh­lung. Selbst ein Spar­buch ist nicht ge­eig­net, da man eine Kündi­gungs­frist von 3 Mona­ten hat, wenn der Betrag von 2.000 € über­schrit­ten wird.

Wie kann man ange­sichts der ho­hen Infla­tion Geld denn gewinn­brin­gend anle­gen?

Michael Herte: Erst wenn man seine exis­tenziel­len Risi­ken abge­sichert, den Not­gro­schen auf­ge­baut und für zukünf­tige, plan­ba­re Ver­bind­lich­kei­ten vor­ge­sorgt hat, soll­te man über Pro­duk­te nach­den­ken, die eine so ho­he Ren­di­te erwirt­schaf­ten, dass eine Kompensa­tion des Kauf­kraft­ver­lus­tes durch die In­fla­tion über­haupt mög­lich wird. Hier ste­hen Investi­tio­nen in Sach­werte ganz oben, ETFs oder auch einzel­ne aktiv gemanag­te Invest­ments­fonds, wenn sie denn ihre höhe­re Ver­wal­tungs­ge­bühr wert sind. Dann muss man aber ei­nen Anlage­hori­zont von gut 10 Jahren haben.

Was haben ETFs für Vorteile?

Michael Herte: ETF steht für Exchange Traded Fund, also börsen­gehan­del­ter Index­fonds. ETFs haben zwei Vor­teile: Zum einen sind sie kosten­güns­tig, weil man keinen Fonds­mana­ger be­zahlt, der aktiv aus­wählt, welche Werte in den Fonds kom­men, es wird ein­fach ein Index nach­ge­bil­det. Zum ande­ren hat man mit einem ETF eine sehr gro­ße Risiko­streu­ung, wenn man einen ETF auf einen brei­ten Index wie den MSCI World aus­wählt, der mehre­re Tau­send Einzel­wer­te bein­hal­tet.

Welche Gefahren bestehen bei ETFs?

Michael Herte: Per se ist nicht jeder Index­fonds eine tolle Sache. Man muss sich genau an­schau­en, wie die Kosten­struk­tur ist und welcher Index nach­ge­baut wird. Ich habe mal als Test­bal­lon in einen Index­fonds inves­tiert, der Krypto­währun­gen nach­bil­det. Ich woll­te das ein­fach aus­pro­bie­ren und habe einen klei­nen Be­trag genom­men. Dieser Index­fonds entwickelt sich nicht gut.

Was halten Sie von Gold, das oft als Krisen­wäh­rung bezeich­net wird?

Michael Herte: Von Gold würde ich die Finger las­sen. Gold ist sehr vola­til. Aber wenn es unbe­dingt Gold sein soll, dann bitte nur physi­sches Gold und keine Wert­papie­re, die den Gold­preis nach­bilden.

Nehmen wir einen Rentner, der 75 Jahre alt ist. Er hat 100.000 € auf einem Tages­geld­konto ge­spart und sorgt sich, dass sein Geld von der Infla­tion auf­ge­fres­sen wird. Was raten Sie ihm?

Michael Herte: Er muss sich darü­ber klar wer­den, was ihm wich­tig ist. Will er die Planungs­sicher­heit haben, jeder­zeit auf sein Geldes zu­grei­fen zu kön­nen, wenn er Pflege­leis­tun­gen benö­tigt oder in einen Senioren­stift ziehen möchte? Oder geht es ihm um die Chance – und es ist ja nur eine Chance, keine Sicher­heit -, durch eine Investi­tion even­tu­ell sein Geld vor der Infla­tion zu schüt­zen? Ein siche­res Pro­dukt, dass eine so ho­he Ren­dite garan­tiert, dass die der­zeiti­ge Infla­tion aus­gegli­chen wird, ist mir nicht be­kannt.

Was kann er dann gegen die Infl­ation tun?

Michael Herte: Die offi­zielle Infla­tions­rate wird nach einem Stand­ard-Waren­korb er­mit­telt. Ein Rent­ner ent­spricht nicht dem Stand­ard-Haus­halt. In einem Beratungs­ge­spräch würde ich ermit­teln, wie hoch seine persön­liche Infla­tion ist. Was sind die Produk­te und Dienst­leis­tun­gen, die er konsu­miert, und wie war dort die Preis­steige­rung? Wenn er weiß, was in seinem Leben beson­ders teuer gewor­den ist, kann er daran schrau­ben. Wenn er mit Gas heizt, könnte er seine persön­liche Infla­tion viel­leicht da­durch bekämp­fen, dass er einen neuen Energie­trä­ger wählt. Man muss ihm nicht den Floh ins Ohr setzen, dass ihm nur das rich­tige Geld­an­lage­pro­dukt fehlt.

Das Interview wurde im Juli 2022 geführt.

Prognose: Wie geht es weiter mit der Inflation?

Eine Prognose der Infla­tions­rate ist schwie­rig, weil die Ent­wick­lung der Infla­tion u. a. von den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten abhängt. Die fünf führenden Wirtschaftsinstitute in Deutschland prognostizieren in einer Gemeinschaftsdiagnose für das Jahr 2024 einen Rückgang der Inflationsrate auf 2,3 %. 2025 sinkt die Inflation ihrer Meinung nach auf 1,8 %. Den Rückgang der Inflationsrate begründen die Fachleute hauptsächlich mit den fallenden Energiekosten.

Häufige Fragen zur Inflation

  • Eine Inflation ist eine Geld­ent­wertung, bei der es zu einer all­ge­meinen Ver­teue­rung von Waren und Dienst­leis­tungen kommt. Wenn die Preise für Güter schneller steigen als Löhne und Gehälter, sinkt die Kauf­kraft. Die Menschen können also für die­selbe Menge Geld in einer Infla­tion weniger kaufen. Das Wort „Infla­tion“ geht auf das latei­nische „inflatio“ zurück, was „Auf­blähen“ bedeutet.

  • Eine Inflation kann aus zwei Gründen entstehen. Erstens kann es zu einer Teue­rung kommen, wenn die Geld­menge in einem Land oder einer Wäh­rungs­gemein­schaft schneller wächst als die Produk­tion dort. Wenn eine erhöhte Geld­menge im Um­lauf ist, erhöht sich die Nach­frage nach Waren und Dienst­leis­tungen, was die Preise in die Höhe treibt.

    Ein zweiter Grund für eine Infla­tion ist ein An­stieg der Preise für Roh­stoffe und andere Pro­duk­tions­faktoren wie Energie oder Löhne. Dadurch verteuert sich der Her­stellungs­prozess. Dies führt dazu, dass Firmen die Preise für ihre Pro­dukte erhöhen. Auf diese Weise geben die Unter­nehmen die höheren Kos­ten an die Kon­su­menten weiter.

  • Ein Schreckgespenst für die Wirtschaft ist in der Infla­tion eine Lohn-Preis-Spirale, bei der sich die Löhne und Gehälter auf der einen Seite und das Preis­niveau auf der anderen Seite wechsel­seitig lau­fend zu neuen Höhen an­trei­ben, während die Wirt­schafts­leistung nicht Schritt hält. Laut Experten führt dies zu einer nach­haltig schlechten Wirt­schafts­lage, die sie „Stag­flation“ nennen. Was ist eine Stag­flation? Dieses Wort setzt sich aus „Inflation“ und „Stag­nation“ zusammen. Bei diesem Szenario treffen eine hohe Inflation und eine nicht wachsende, also stag­nie­rende Wirt­schaft zusammen. Dies führt in der Regel zu stei­gender Arbeits­losigkeit.

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einige Instru­mente an der Hand, die gegen die Infla­tion wirken. So beendete sie ihre An­leihe­käufe Ende Juni 2022 und pumpt nun auf diese Weise keine zusätz­liche Liquidi­tät mehr ins System. Das hat eine dämpfende Wirkung auf die Infla­tion. Auch hob sie von Juli 2022 bis September 2023 den Leit­zins bis auf 4,5 % an. 

    Bei höheren Zinsen lohnt sich das Sparen wieder mehr. Gleich­zeitig werden Kredite teurer, was dazu führt, dass weniger Dar­lehen auf­ge­nommen werden. Beides hat zur Folge, dass die Nach­frage sinkt und damit auch der Druck auf die Preise abfällt. Mittel­fristig strebt die EZB eine Preis­stei­gerungs­rate von 2 % für die Euro­zone an. Da die Inflation bereits deutlich zurückgegangen ist, läuteten die Währungshüter im Juni 2024 die Zinswende ein und senkten den Leitins in mehreren Schritten auf 3,40 %. 

Entwickelt sich eine Immoblase?

Sinkende Nachfrage, sinkende Kaufpreise – hat Deutschland eine Immo­bilien­krise oder steht sogar ein Immo­bilien­crash bevor? Wir ordnen die Ent­wick­lungen auf dem Immo­bilien­markt ein.

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