Immobilienfinanzierung

Effizienzhaus 55: So fördert die KfW energetisches Bauen und Sanieren

Wer beim Hausbau und Sanieren auf energie­effiziente Stan­dards achtet, der kann mit einem Effizienz­haus 55 die KfW 55-För­derung erhalten. Mehrere Förder­programme unter­stützen den Energie­standard 55. Welche das sind und welche Anforde­rungen erfüllt werden müssen, erfahren Sie hier.

Katharina Fuhrin
Zuständige Redakteurin für den Bereich Immobilien
Stand: 09.10.2024

Was bedeutet KfW 55?

Der Begriff KfW 55 steht für einen bestimmten Wert der Energie­effizienz bei Gebäuden. Die staatliche Förder­bank KfW vergibt zins­günstige Kredite für den Bau und die Sanie­rung von Gebäuden, die bestimmten Stan­dards der Energie­effizienz ent­sprechen. Einer dieser Standards ist der KfW 55-Standard. Er beschreibt ein Gebäude, das nur 55 % so viel Energie benötigt wie ein vergleich­barer Neubau, der den maximal zulässigen Wert nach der Energie­einsparver­ordnung (EnEV) erreicht.

Zur Verdeutlichung: Ein Gebäude, das 100 % der laut EnEV zulässigen Energie­menge verbraucht, wird Effizienz­haus 100 genannt. Um die KfW 55-Anforderungen zu erfül­len, müssen also 45 % weniger Energie verbraucht werden als beim Effizienz­haus 100.

Faustregel zur Energieeffizienz

Je kleiner die Zahl hinter dem Effizienz­grad ist, desto besser ist die Energie­effizienz. Ein Gebäude mit dem Effizienz­grad 40 ver­braucht also weniger Energie als ein Gebäude nach dem Standard 55 oder 85.

Welche Förderung gibt es für ein Effizienzhaus 55?

Die wichtigsten Förderprogramme, die Sie beim Bau oder der Sanierung eines Effizienzhauses 55 nutzen können, sind das Programm KfW 261 „Wohngebäude – Kredit“ und KfW 296 „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment – Wohngebäude“. Im Folgenden beschreiben wir beide Programme ausführlich.

KfW-Förderprogramm 261 bei energetischer Sanierung

Das Programm 261 fördert die Sanierung und den Kauf eines frisch sanierten Effizienz­hauses, darunter auch Gebäude nach dem KfW-Standard 55. Die KfW vergibt für ent­sprechende Gebäude zins­günstige Kredite in Höhe bis zu 150.000 € je Wohn­einheit. Zusätz­lich können Sie einen Tilgungs­zuschuss bis zu 30.000 € bean­tragen, der die Kredit­höhe reduziert. Der Zuschuss erhöht sich unter bestimmten Bedin­gungen. So z. B. bei der Sanierung eines Worst Performing Buildings, also eines Gebäudes, das hinsicht­lich des ener­getischen Sanierungs­zustandes zu den schlechtesten 25 % in Deutschland gehört.

Die Laufzeiten der Förder­kredite betragen zwischen 4 und 30 Jahre. Es besteht eine tilgungs­freie Anlauf­zeit von bis zu 5 Jahren. Förderungs­fähig sind Privat­personen, Unter­nehmen, Körper­schaften sowie soziale Einrichtungen und Vereine.

KfW-Förderprogramm 296 für Neubauten

Das KfW Programm 296 kann erst seit dem 1. Oktober 2024 beantragt werden. Gefördert wird der Neubau und der Erstkauf klima­freundlicher Wohn­gebäude und flächen­effizienter Wohn­gebäude und Eigentums­wohnungen in Deutschland, wenn die Energieeffizienz-Stufe 55 erreicht wird.

Bauherren und Käufer erhalten einen zinsgünstigen Kredit bis zu 100.000 € je Wohneinheit. Die Laufzeit beträgt bis zu 35 Jahre. Auch hier gilt eine tilgungsfreie Anlaufzeit bis zu 5 Jahre.

Übersicht der Förderprogramme für den KfW-Standard 55
Förderprogramm KfW 261 KfW 296
Titel Wohngebäude - Kredit Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment – Wohngebäude
Kredithöhe bis zu 150.000 € je Wohneinheit bis zu 100.000 € je Wohneinheit
Laufzeit 4–30 Jahre 4–35 Jahre
tilgungsfreie Anlaufzeit 1–5 Jahre 1–5 Jahre
Tilgungszuschuss bis zu 30.000 € ohne

Quelle: KfW, Stand 09.10.2024

Die Zinssätze der Förderkredite ändern sich in unregelmäßigen Abständen. Einen Überblick über die aktuell geltenden Zinsen bietet Ihnen unsere Ratgeber KfW-Zinsen.

Welche Anforderungen müssen erfüllt sein, um den KfW 55-Standard zu erreichen?

Voraussetzungen für das Erreichen der energe­tischen Ziele sind eine hohe Luft­dicht­heit des Gebäudes, Wärme­rückge­winnung oder eine energetisch günstige Heizungs­anlage wie z. B. eine Pelletheizung. Es gibt viele verschiedene bauliche Maß­nahmen, die dazu führten, dass der KfW 55-Standard erreicht wird.

Ähnliche Anforde­rungen gelten auch für die KfW-Förderung nach anderen Effizienz-Standards wie z. B. für ein Effizienz­haus 40. Aus der Tabelle wird deutlich, dass eine Kombination unter­schied­licher Maßnahmen besonders effektiv für weniger Energie­verbrauch und damit für geringere Heizkosten sorgt:

Durch diese Maßnahmen erhöhen Sie die Energieeffizienz
Maßnahme Wirkung
Austausch der Fenster Je nach Gebäude be­wir­ken zweifach- oder auch drei­fach­ver­glaste Fens­ter eine ge­ringere Wärme­ab­gabe nach außen. Die Heiz­kosten können da­durch um 10 bis 20 % ge­senkt werden.
Dämmung der Fassade Über die Fassade geht viel Wärme ver­loren. Mit einer gut ge­dämmten Fassade sinkt der Wär­me­verlust er­heb­lich. Bis zu 20 % der Heiz­kosten können da­durch ge­spart werden.
Dämmung des Daches Mit einer sinn­vollen Kombi­nation aus Maß­nahmen zur Dämmung des Daches von innen und außen sowie der Aus­wahl be­son­ders geeig­neter Materi­alien können Sie die Ener­gie­kosten um 15 bis 20 % reduzieren.
Einbau und Nutzung einer Wärmepumpe Eine Wärme­pumpe nutzt für das Hei­zen die ge­spei­cherte Ener­gie der Um­welt, z. B. aus der Erde oder aus dem Wasser. Da­durch wird die vor­han­dene Hei­zung ent­las­tet oder ersetzt.
Einbau einer Solarthermieanlage Mit einer Solar­thermie­anlage können Sie Sonnen­ener­gie teil­weise zum Hei­zen und auch zur Warm­wasser­auf­bereitung nutzen. Das Sys­tem be­steht aus Sonnen­kollek­toren, einer Wärme­pumpe und einem Solar­speicher. Es führt zu Energie­ein­sparungen von bis zu 25 %.
Nutzung einer Pelletheizung Bei einer Pellet­heizung werden Säge­mehl, Holz­späne und Rest­holz zum Heizen genutzt. Mit diesem Heizungs­system ver­brauchen Sie zu 100 % nach­wach­sende Rohstoffe.
Einbau einer zentralen Lüftungsanlage Eine zentrale Lüftungs­anlage sorgt auch in stark iso­lierten Ge­bäuden für eine aus­reichende Luftzufuhr.

Es muss für jedes Bauprojekt der richtige Mix an energetischen Maßnahmen gefunden und umgesetzt werden. Denn jedes bestehende Gebäude hat sehr individuelle Gegebenheiten wie das Alter, das Baumaterial, den Zustand der Außenhülle und die Lage des Grundstücks. Auch Neubauten können sich in ihren Materialien extrem unterscheiden. Damit bestehen für jedes Gebäude auch sehr unterschiedliche Anforderungen an energetische Sanierungsmaßnahmen. 

Welche Voraussetzungen müssen noch erfüllt sein, um die Förderung zu erhalten?

Eine Voraussetzung für die Bewilligung eines KfW 55-Darlehens ist die Beauftragung eines unabhängigen Energieeffizienz-Experten. Da der Bau eines Effizienzhauses ebenso kompliziert und aufwändig ist wie die energetische Sanierung eines Altbaus, ist eine fundierte Fachplanung erforderlich.

Das Mitwirken eines Energie-Experten ist auch bei der Förderung anderer Energie-Standards durch die KfW eine zwingende Voraussetzung. Von der KfW anerkannte Berater finden Sie unter energie-effizienz-experten.de. Außerdem können Sie Zuschüsse für die Baubegleitung durch einen Experten beantragen.

Warum lohnt sich ein Effizienzhaus 55?

Meistens geht es darum, mit einem Effizienzhaus des Standards 55 Heizkosten zu sparen. Zusätzlich gibt es noch weitere Gründe, die grundsätzlich für ein energieeffizientes Bauen sprechen:

  • Es erhöht den Gebäudewert.
  • Es steigert den Wohnkomfort.
  • Es leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.

Ein weiterer guter Grund für energieeffizientes Bauen ist die Förderung durch die KfW, die Sie für Ihre Baufinanzierung nutzen können. Durch Zuschüsse aus Bundesmitteln kann die KfW günstige Konditionen bieten.

Tipp

Vergleichen Sie die Kredite der KfW mit anderen Angeboten auf dem Markt. Eventuell finden Sie bessere oder ähnlich gute Konditionen. Achten Sie dabei aber nicht nur auf die anfallenden Zinsen. Bedenken Sie auch die Dauer der Zinsbindung und den Tilgungszuschuss, den die KfW bewährt. Dieser Zuschuss reduziert die Kreditsumme und die Laufzeit.

Welche Nachteile hat ein Energieeffizienzhaus 55?

Der größte Nachteil beim Effizienzhaus 55 ist die Anfälligkeit für Schimmel­bildung. Energie­spar­häuser besitzen eine hervor­ragende Dämmung. Das hat positive Effekte wie geringe Heiz­kosten und einen umwelt­schonenden Verbrauch von Ressourcen. Es gibt aber den Nach­teil, dass leichter Schimmel ent­stehen kann, da sich Feuchtig­keit besser sammelt. Darum werden oft Lüftungs­anlagen in Energie­spar­häusern einge­setzt. Diese sorgen für eine beständige Frisch­luft­zufuhr, filtern dabei Pollen heraus und erneuern die Raum­luft. Eine reine Abluft­anlage kostet für ein Einfamilienhaus (Neubau) mehrere tausend Euro. Eine Anlage, die für Zu- und Abluft mit Wärme­rückge­winnung sorgt, ist teurer.

Fazit: Nutzen Sie staatliche Förderungen für das Effizienzhaus 55

Der Energiestandard KfW 55 beschreibt eine bestimmte Stufe an Energieeffizienz bei Gebäuden. Wird diese Effizienzstufe erreicht, können Bauherren und Käufer staatliche Förderprogramme nutzen. Diese bieten zinsgünstige Kredite und teilweise Zuschüsse.

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