Länderrating Übersicht: Wie kreditwürdig sind die Staaten in Europa?
Beim Staaten-Rating ist Europa dreigeteilt: An der Spitze stehen Länder wie Deutschland, Norwegen und die Schweiz mit einer Triple-A-Bewertung als Bestnote. Es folgt ein solides Mittelfeld von sehr gut bis befriedigend bewerteten Staaten wie Belgien, Österreich, Spanien oder Finnland. Der risikoreiche Teil mit Ländern wie Griechenland oder die Türkei ist etwas für Anleger, die bereit sind bei der Geldanlage ein Risiko einzugehen.
Länder in Europa mit der besten Bonität
Folgende Tabelle zeigt die europäischen Länder mit der besten Bewertung der Ratingagenturen in alphabetischer Reihenfolge. Hier können Sie Ihr Geld beruhigt anlegen.
Diese Länder erhalten Bestnoten im Länderrating
S&P | Moody`s | DBRS Morningstar | |
---|---|---|---|
Deutschland | AAA | Aaa | AAA |
Dänemark | AAA | Aaa | AAA |
Liechtenstein | AAA | kein Rating | kein Rating |
Luxemburg | AAA | Aaa | AAA |
Niederlande | AAA | Aaa | AAA |
Norwegen | AAA | Aaa | AAA |
Schweden | AAA | Aaa | AAA |
Schweiz | AAA | Aaa | AAA |
Quelle: tradingeconomics.com, Stand: 07.10.2024
Länder mit hoher Bonität
Einige europäische Länder haben keine Bestnoten, schneiden bei den Ratingagenturen aber mit der Bewertung „sehr gut“, „gut“ oder „befriedigend“ ab. Das entspricht Ratingnoten zwischen AA+ und A-. Nach Schulnoten wären das immer noch eine 1, eine 2 oder eine 3. Für Sie als Sparer bedeutet das, Sie können ohne großes Risiko Ihr Geld zum Beispiel auf Festgeldkonten in diesen Ländern anlegen.
Diese Länder werden mit sehr guter, guter und befriedigender Bonität eingestuft
S&P | Moody`s | DBRS Moringstar | |
---|---|---|---|
Belgien | AA | Aa3 | AA |
Estland | A+ | A1 | AA (low) |
Finnland | AA+ | Aa1 | AA (high) |
Frankreich | AA- | Aa2 | AA (high) |
Großbritannien | AA | Aa3 | AA |
Irland | AA | Aa3 | AA |
Lettland | A | A3 | A |
Litauen | A | A2 | A (high) |
Malta | A- | A2 | A (high) |
Österreich | AA+ | Aa1 | AAA |
Polen | A- | A2 | A |
Portugal | A- | A3 | A |
Slowakei | A+ | A2 | A |
Slowenien | AA- | A3 | A (high) |
Spanien | A | Baa1 | A |
Tschechien | AA- | Aa3 | kein Rating |
Quelle: tradingeconomics.com, Stand: 07.10.2024
Länder mit erhöhten Risiken
Einige europäische Länder besitzen nach den Bewertungen der Ratingagenturen ein durchschnittliches bis erhöhtes Risiko für Anleger. Ratingagenturen bewerten sie mit BBB+ oder schlechter. Wer hier investiert, muss damit rechnen, dass es bei weiterer Verschlechterung der Wirtschaftslage in diesen Ländern zu Zahlungsausfällen kommen kann. Geldanlagen sind riskant, sie befinden sich hier im spekulativen oder sogar hochspekulativen Bereich. Auch Russland und die Ukraine gehören zu diesem Bereich.
Diese Länder haben eine schlechte Bonität
S&P | Moody`s | DBRS Morningstar | |
---|---|---|---|
Albanien | BB- | B1 | kein Rating |
Belarus | NR | C | kein Rating |
Bosnien und Herzegowina | B+ | B3 | kein Rating |
Bulgarien | BBB | Baa1 | kein Rating |
Griechenland | BBB- | Ba1 | BBB (low) |
Italien | BBB | Baa3 | BBB (high) |
Kroatien | A- | Baa2 | kein Rating |
Mazedonien | BB- | kein Rating | kein Rating |
Moldawien | kein Rating | B3 | kein Rating |
Montenegro | B+ | Ba3 | kein Rating |
Rumänien | BBB- | Baa3 | kein Rating |
Russland | kein Rating | kein Rating | kein Rating |
Ukraine | SD | Ca | kein Rating |
Ungarn | BBB- | Baa2 | kein Rating |
Serbien | BBB- | Ba2 | kein Rating |
Türkei | B+ | B1 | BB (high) |
Quelle: tradingeconomics.com, Stand: 07.10.2024
Was bedeuten die Noten zur Länderbonität?
Das Triple A – also drei Mal A – ist die beste Note der Ratingagenturen bei Moody’s, Standard & Poor’s, Fitch und DBRS Morningstar und damit bei den großen Agenturen gleich. Unterhalb dieser Länderbonität AAA gibt es unterschiedliche Notenbezeichnungen, wie folgende Grafik zeigt. Die niedrigste Bewertung ist D mit der Bedeutung der Zahlungsunfähigkeit eines Landes.
Wie werden die Noten für das Länderrating ermittelt?
Grundlage der Bewertung sind zwei Faktoren.
- Faktor eins sind komplizierte mathematische Modelle, die die zentralen Wirtschaftszahlen wie das Bruttoinlandsprodukt und das Investitionsvolumen innerhalb eines Landes bewerten.
- Faktor zwei sind weiche Kriterien, wie die politische Situation und soziale Stabilität eines Landes.
Die Ratingagenturen geben aber nicht vollständig preis, wie sie zu ihren Bewertungen kommen.
Was bedeutet Länderrating?
Weltweit tätige Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Ländern. Dies geschieht in Form einer Benotung, die Agenturen nennen dieses Rating Bonitätsstufen. Damit wird in sehr vereinfachender Form ein Hinweis gegeben, wie kreditwürdig ein Land ist. Ein ähnliches Vorgehen kennen Sie aus der Kreditvergabe im privaten Bereich mit der SCHUFA, die die Kreditwürdigkeit von Personen mit dem SCHUFA-Score ermittelt.
Das Länderrating gibt Ihnen auch eine Auskunft, ob eine Geldanlage in einem Land sicher oder riskant ist. Aus dem Rating der Länder entstehen Tabellen, die einen guten Überblick bieten: von sehr sicheren Ländern bis hin zu einem hohen Länderrisiko.
Die weltweit führenden Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s, Fitch Ratings sowie DBRS Morningstar. Alle Konkurrenzversuche, wie etwa durch das chinesische Dagong Rating, blieben bisher ohne nennenswerten Erfolg gegen diese Marktführer.
Wo kann ich nach dem Länderrating in Europa sicher mein Geld anlegen?
Wer auf Nummer sicher gehen will, der orientiert sich am Länderrating Europa und achtet auf eine Geldanlage in Ländern mit mindestens zweimal den Buchstaben A. Hier sind so viele positive Faktoren in die Bewertung eingeflossen, die Stabilität versprechen. Hervorstechendes Beispiel der jüngeren Zeit ist hier Großbritannien, wo die komplexen und unkalkulierbaren Folgen des Brexit bisher nichts Gravierendes an der Sicherheit der Anlage geändert haben. Die größtmögliche Sicherheit verspricht jedoch das Triple-A.
Einen guten Überblick über das aktuelle Angebot für die Geldanlage in Tages- und Festgeld in vielen Ländern Europas finden Sie in unserem Tagesgeld Vergleich und in unserem Festgeld Vergleich.
Die Bewertung der Länderbonität kann sich ändern
Ein Beispiel aus der Finanzkrise 2007 zeigt, dass die Frage, wie kreditwürdig welche Staaten sind, sich auch durch die Bestnote nicht unbedingt verlässlich abbildet. Wenige Monate vor Ausbruch der Finanzkrise wurde nämlich Island mit AAA bewertet und stand dann bald danach trotzdem vor dem Staatsbankrott.
Eine regelmäßig aktualisierte Übersicht über die Einstufung aller Länder weltweit, die von den drei großen Ratingagenturen bewertet werden, finden Sie bei der Börsen-Zeitung.
Was passiert mit meiner Geldanlage bei schlechter Länderbonität?
In solchen Ländern steigt das Risiko von Verlusten Ihrer Geldanlage. Zwar ist in den Staaten der Europäischen Union Ihre Anlage bis zu 100.000 € durch die gesetzliche Einlagensicherung abgesichert. Diese Einlagensicherung wurde als Folge der Finanzkrise für den Verbraucherschutz eingeführt. Die Idee dahinter: Ist eine Bank pleite, übernimmt der Nationalstaat die Sicherung. Falls aber auch der Nationalstaat den Staatsbankrott erklären muss, kann dies für die Gläubiger fatal sein. Es gibt kein Insolvenzgeld für Staaten. Das heißt, in der Europäischen Union müssten etwa die anderen Mitgliedsstaaten einspringen. Der Praxistest, dass dies reibungslos läuft, steht aus.
Wie hoch ist das Risiko bei Geldanlagen außerhalb Europas?
Außerhalb Europas ist das Risiko eines Totalverlusts noch größer. Beispielhaft ist hier der argentinische Staatsbankrott im Jahr 2001. Vor allem ausländische Gläubiger verloren dabei ihr Vermögen ersatzlos. Außerdem gibt es bei schlechter Bonität auch ein zusätzliches Risiko: Falls die Ratingagenturen das Land nochmals abwerten, verschlechtern sich die Bedingungen für das Land am Kapitalmarkt. Dies kann eine Negativspirale auslösen, die zum Staatsbankrott führen kann.