Geldanlage

In nachhaltige ETFs investieren und Umwelt, Klima- und Sozial­projekte fördern

Breit gestreute ETFs wie der MSCI World bein­halten Unter­nehmen wie Rüs­tungs­konzerne, klima­schäd­liche Indus­trien oder Firmen mit mangel­haften Sozial­stan­dards. Viele Anle­ger entschei­den sich daher für nach­halti­gere ETFs. Doch wie erkennt man grüne ETFs und wann lohnt sich das Invest­ment?

Heike Kevenhörster
Zuständige Redakteurin für den Bereich Geldanlage
Stand: 15.03.2024

Wie funktionieren nachhaltige ETFs?

Generell bilden ETFs einen Aktien­index – beispiels­weise den DAX – nach, der wieder­um die Wert­ent­wicklung bestimm­ter Unter­nehmen misst. Nach­haltige ETFs umfas­sen dabei nur Unter­nehmen, die bestimm­ten Krite­rien ent­sprechen. Diese legt jeder Fonds je­doch selbst fest: Einheit­liche Vor­gaben, was als beson­ders nach­haltig, grün oder verant­wortungs­bewusst gilt, gibt es nicht. Viele Fonds orien­tieren sich an den soge­nannten ESG-Krite­rien, wobei ESG für enviorn­mental, social und gover­nance steht.

Erstes Kriterium für grüne ETFs: Umweltschutz (environmental)

Viele ETFs listen umwelt­verträg­liche Unter­nehmen. Dabei ist breit aus­gelegt, was man darun­ter ver­steht. Kon­zerne, die klima­freund­liche Technolo­gien ent­wickeln, fallen genauso darun­ter wie Unter­nehmen aus umstrit­tenen Branchen wie beispiels­weise aus der Kohle­indus­trie, wenn diese bemüht sind, ihren CO2-Aus­stoß zu redu­zieren. „Best-in-Class“ nennt man diesen Ansatz. Belohnt werden aber auch Kon­zerne, die sich nach­weis­lich verbes­sert haben („Best-in-Progress“-Ansatz).

Zweites Kriterium für grüne ETFs: Sozialstandards (social)

Andere Fonds berück­sichtigen in ihrem Port­folio solche Unter­nehmen, die sich durch bessere soziale Stand­ards hervor­tun. Das kann geschehen, indem sie sich nach­weis­lich von Kinder- oder Zwangs­arbeit distan­zieren, Arbeits­sicher­heit und Gesund­heits­schutz fördern, faire Löhne zahlen oder sich gegen die Dis­krimi­nierung von Minder­heiten stark machen.

Drittes Kriterium für grüne ETFs: Unternehmensführung (governance)

Auch Unter­nehmen, die sich in der Bekämp­fung von Korrup­tion profi­liert haben, Trans­parenz und Offen­heit vor­leben und keine wett­bewerbs­widrigen Prak­tiken anwen­den, werden von nach­haltigen Fonds berück­sichtigt.

Welcher ETF ist nachhaltig?

Grüne ETFs bilden nach­haltige Aktien­indexe nach. Zwei wollen wir im Fol­genden besonders beleuch­ten. Sie bil­den in der Regel die Basis für das Ange­bot an nach­halti­gen ETFs.

Der MSCI World SRI

Der MSCI World SRI ist eine Aus­wahl der Unter­nehmen, die im bekann­ten MSCI World Index gelis­tet sind. Das SRI steht dabei für „socially responsible inves­ting“. Enthal­ten sind etwa 400 Unter­nehmen aus 23 Ländern, die hinsicht­lich der ESG-Krite­rien gut ab­schnei­den. Grund­lagen dieser Beur­tei­lung sind Medien- und Geschäfts­berichte. Ausge­schlos­sen sind dage­gen Kon­zerne, die ihr Geld mit Alko­hol, Tabak, Rüs­tung, Atom­kraft oder auch mit gen­technisch veränderten Agrar­produk­ten ver­dienen. Der MSCI World SRI ist breit gestreut und konnte in der Vergan­gen­heit eine ähnlich hohe Rendite wie der MSCI World vor­weisen.

Der Dow Jones Sustainability Index World Enlarged

Dieser Aktien­index enthält 550 Unter­nehmen, die beson­ders nach­haltig sein sollen. Grund­lage der Aus­wahl ist ein Frage­bogen, der nach wich­tigen nach­haltigen Krite­rien fragt – beispiels­weise CO2-Bilanz, Sicher­heit der Mitar­beiter oder Um­gang mit Daten­schatz – und mit­hilfe dessen Ana­lysten einen Nach­haltig­keits-Score erstel­len. Von diesen Unter­nehmen kommen dann die 20 % jeder Branche in den Aktien­index, die außer­dem den größten Börsen­wert besitzen. Große Tech-Unter­nehmen wie Apple, Amazon oder Face­book haben es übrigens nicht geschafft, im Dow Jones Sustain­ability Index World Enlarged gelis­tet zu werden.

Wie finde ich grüne ETFs?

Der Markt an nach­hal­tigen ETFs ist noch über­sicht­lich, wächst aber rasant. Der erste nach­haltige ETF wurde bereits im Jahr 2006 ange­boten, wirk­lich Fahrt auf­genom­men hat die Ent­wick­lung jedoch in den ver­gan­genen Jah­ren. In den letzten Jahren wurde die Hälfte der aktuell verfüg­baren ETFs geschaf­fen.

Das liegt zum einen an der stei­genden Nach­frage, denn nicht nur Privat­anleger, auch Insti­tutionen wie Kirchen oder Stif­tungen legen zuneh­mend Wert auf ethisch verant­wortungs­volle Geld­anlagen. Zum anderen verbes­sert sich aber auch die Daten­lage in Bezug auf die ESG-Krite­rien der Unter­nehmen. Ana­lysten haben immer mehr Zugang zu Infor­mationen über die Nach­haltig­keits­strate­gien der ver­schiede­nen Branchen. Viele Anbie­ter wie VisualVest*, Ginmon, Welt­sparen, Trade Republic, Quirion, die Umwelt­bank, Scalable Capital*, aber oft auch die örtliche Spar­kasse nehmen daher grüne ETFs in ihr Ange­bot auf – sie sind längst kein Nischen­produkt mehr.

Wie kann ich nachhaltige ETFs kaufen?

Wer sich für den Kauf nach­haltiger ETFs ent­scheidet, braucht zuerst ein Wert­papier­depot, da nur Broker oder Banken ETFs erwer­ben können. Die güns­tig­sten Ange­bote gibt es in der Regel bei Neobrokern und Direkt­banken. Nutzen Sie unseren Depot Vergleich, um den besten Anbieter für Ihre Zwecke zu finden. In unseren Rat­gebern lesen Sie, wie Sie Depotkosten sparen und unkomp­liziert ETFs kaufen.

Besitzen Sie ein Depot, müssen Sie sich noch für die Art des Invest­ments ent­scheiden: Neben Einmal-Invest­ments sind vor allem ETF-Spar­pläne sehr beliebt. Sie werden auch für nach­haltige ETFs ange­boten. Pro Monat inves­tiert man einen klei­nen Betrag, beispiels­weise 50 €. Die Spar­raten lassen sich auch redu­zieren, aus­setzen oder kün­digen, sodass sie vor allem für Anle­ger mit kleine­rem Porte­monnaie interes­sant sind. Nutzen Sie für mehr Infor­matio­nen und einen Über­blick über aktuelle Ange­bote am besten unseren ETF-Sparplan-Vergleich.

Wie hoch ist die Rendite bei nachhaltigen ETFs?

Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass grüne ETFs sich nicht hinter ihren konventio­nellen Pen­dants ver­stecken müssen, und dass sich das Krite­rium „Nachhal­tigkeit“ nicht nega­tiv auf die Rend­ite aus­wirkt. Gerade bei ETFs auf breit gestreu­te Welt-Indizes wie den MSCI World ESG oder MSCI World SRI zeigte sich in mehre­ren Analysen, dass er in den vergan­genen Jahren zum Teil besser performte als sein Mutter­index, der MSCI World.

Wie riskant sind grüne ETFs?

Gerade weil nach­haltige ETFs derzeit einen Boom erleben, befürch­ten viele Analys­ten eine „grüne“ Blase. Denn oft sind Unter­nehmen, die nach­haltige Techno­logien entwic­keln, noch rela­tiv jung – was für Anle­ger wieder­um ris­kant sein kann. Um auf Num­mer Sicher zu gehen, soll­ten Sie in Ihr ETF-Port­folio daher auch eini­ge der eta­blier­ten Ak­teure auf­nehmen – auch wenn deren Nach­haltig­keits­strategien noch Verbes­serungs­potenzial haben.

Vor­sichtig sein sollten Sie bei Spezial­fonds, die sich allein auf nach­haltige Techno­logien spezia­lisiert haben. Diese sind zu eng ge­fasst, um Kurs­ein­brüche abfe­dern zu können. Sehr ris­kant ist es auch, sich als Inve­stor am Bau von Solar­parks oder ähnlichen Projekten zu betei­ligen. Sie könn­ten dabei viel Geld verlie­ren. ETFs – auch nach­haltig aufge­legte – sind dagegen in der Regel breit genug gestreut, und als grüne Anlage­form auch für Laien empfeh­lens­wert.

Wie nachhaltig sind grüne ETFs wirklich?

Nach­haltig­keit ist ein Marke­ting-Begriff geworden. Nicht wenige Unter­nehmen versuchen, durch vermeint­lich „grünes“ Han­deln ihren Profit zu steigern. Wer aber mehr Geld für grüne PR als für nach­haltige Investi­tionen aus­gibt, macht sich des „Green­washings“ verdäch­tig. Für viele Anle­ger ist lei­der nicht immer trans­parent, welche ETFs wirklich nach­haltig sind – und welche mehr ver­sprechen als sie halten.

Wer aber nicht allzu ris­kante Geschäf­te einge­hen möch­te, muss bei grünen Invest­ments wohl oder übel noch Kompro­misse einge­hen. Denn auch wenn bei­spiels­weise der MSCI World SRI bestimm­te Geschäfts­felder aus­schließt, sind dort immer noch Energie­unter­nehmen oder Auto­konzerne gelis­tet. Eine Tat­sache, die viele Beo­bachter kriti­sieren. Andere Exper­ten setzen jedoch darauf, dass mit dem wach­sen­den Bewusst­sein für grüne Geld­anla­gen und Nach­haltig­keit insge­samt auch der Druck auf die Indus­trien wächst bzw. gleich­zeitig Anreize geschaf­fen werden, wirk­lich nach­haltig zu agie­ren.

Vergleich.de Tipp

Auch wenn Sie nun entschlos­sen sind, Ihr Geld in grünen ETFs anzu­legen, sollten Sie nicht verges­sen, bei der Auswahl stets grund­sätz­liche Krite­rien zu berück­sich­tigen – denn diese gelten auch für nachhal­tige ETFs: So sollten die Produk­te mindes­tens 5 Jahre am Markt sein und über ein aus­reichen­des Fonds­volumen verfü­gen. Darüber hinaus sollten die Gewinne in Euro ausge­schüttet werden.

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