Wie funktionieren nachhaltige ETFs?
Generell bilden ETFs einen Aktienindex – beispielsweise den DAX – nach, der wiederum die Wertentwicklung bestimmter Unternehmen misst. Nachhaltige ETFs umfassen dabei nur Unternehmen, die bestimmten Kriterien entsprechen. Diese legt jeder Fonds jedoch selbst fest: Einheitliche Vorgaben, was als besonders nachhaltig, grün oder verantwortungsbewusst gilt, gibt es nicht. Viele Fonds orientieren sich an den sogenannten ESG-Kriterien, wobei ESG für enviornmental, social und governance steht.
Erstes Kriterium für grüne ETFs: Umweltschutz (environmental)
Viele ETFs listen umweltverträgliche Unternehmen. Dabei ist breit ausgelegt, was man darunter versteht. Konzerne, die klimafreundliche Technologien entwickeln, fallen genauso darunter wie Unternehmen aus umstrittenen Branchen wie beispielsweise aus der Kohleindustrie, wenn diese bemüht sind, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. „Best-in-Class“ nennt man diesen Ansatz. Belohnt werden aber auch Konzerne, die sich nachweislich verbessert haben („Best-in-Progress“-Ansatz).
Zweites Kriterium für grüne ETFs: Sozialstandards (social)
Andere Fonds berücksichtigen in ihrem Portfolio solche Unternehmen, die sich durch bessere soziale Standards hervortun. Das kann geschehen, indem sie sich nachweislich von Kinder- oder Zwangsarbeit distanzieren, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz fördern, faire Löhne zahlen oder sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten stark machen.
Drittes Kriterium für grüne ETFs: Unternehmensführung (governance)
Auch Unternehmen, die sich in der Bekämpfung von Korruption profiliert haben, Transparenz und Offenheit vorleben und keine wettbewerbswidrigen Praktiken anwenden, werden von nachhaltigen Fonds berücksichtigt.
Welcher ETF ist nachhaltig?
Grüne ETFs bilden nachhaltige Aktienindexe nach. Zwei wollen wir im Folgenden besonders beleuchten. Sie bilden in der Regel die Basis für das Angebot an nachhaltigen ETFs.
Der MSCI World SRI
Der MSCI World SRI ist eine Auswahl der Unternehmen, die im bekannten MSCI World Index gelistet sind. Das SRI steht dabei für „socially responsible investing“. Enthalten sind etwa 400 Unternehmen aus 23 Ländern, die hinsichtlich der ESG-Kriterien gut abschneiden. Grundlagen dieser Beurteilung sind Medien- und Geschäftsberichte. Ausgeschlossen sind dagegen Konzerne, die ihr Geld mit Alkohol, Tabak, Rüstung, Atomkraft oder auch mit gentechnisch veränderten Agrarprodukten verdienen. Der MSCI World SRI ist breit gestreut und konnte in der Vergangenheit eine ähnlich hohe Rendite wie der MSCI World vorweisen.
Der Dow Jones Sustainability Index World Enlarged
Dieser Aktienindex enthält 550 Unternehmen, die besonders nachhaltig sein sollen. Grundlage der Auswahl ist ein Fragebogen, der nach wichtigen nachhaltigen Kriterien fragt – beispielsweise CO2-Bilanz, Sicherheit der Mitarbeiter oder Umgang mit Datenschatz – und mithilfe dessen Analysten einen Nachhaltigkeits-Score erstellen. Von diesen Unternehmen kommen dann die 20 % jeder Branche in den Aktienindex, die außerdem den größten Börsenwert besitzen. Große Tech-Unternehmen wie Apple, Amazon oder Facebook haben es übrigens nicht geschafft, im Dow Jones Sustainability Index World Enlarged gelistet zu werden.
Wie finde ich grüne ETFs?
Der Markt an nachhaltigen ETFs ist noch übersichtlich, wächst aber rasant. Der erste nachhaltige ETF wurde bereits im Jahr 2006 angeboten, wirklich Fahrt aufgenommen hat die Entwicklung jedoch in den vergangenen Jahren. In den letzten Jahren wurde die Hälfte der aktuell verfügbaren ETFs geschaffen.
Das liegt zum einen an der steigenden Nachfrage, denn nicht nur Privatanleger, auch Institutionen wie Kirchen oder Stiftungen legen zunehmend Wert auf ethisch verantwortungsvolle Geldanlagen. Zum anderen verbessert sich aber auch die Datenlage in Bezug auf die ESG-Kriterien der Unternehmen. Analysten haben immer mehr Zugang zu Informationen über die Nachhaltigkeitsstrategien der verschiedenen Branchen. Viele Anbieter wie VisualVest*, Ginmon*, Weltsparen, Trade Republic*, Quirion, die UmweltBank, Scalable Capital*, aber oft auch die örtliche Sparkasse nehmen daher grüne ETFs in ihr Angebot auf – sie sind längst kein Nischenprodukt mehr.
Die UmweltBank hat sogar einen eigenen ETF herausgebracht. Beim UmweltBank-ETF handelt es sich um einen besonders nachhaltigen Fonds gemäß Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung. Der UmweltBank-ETF legt weltweit an und die Investitionsentscheidungen werden anhand ökologischer und sozialer Kriterien getroffen.
Wie kann ich nachhaltige ETFs kaufen?
Wer sich für den Kauf nachhaltiger ETFs entscheidet, braucht zuerst ein Wertpapierdepot, da nur Broker oder Banken ETFs erwerben können. Die günstigsten Angebote gibt es in der Regel bei Neobrokern und Direktbanken. Nutzen Sie unseren Depot Vergleich, um den besten Anbieter für Ihre Zwecke zu finden. In unseren Ratgebern lesen Sie, wie Sie Depotkosten sparen und unkompliziert ETFs kaufen.
Besitzen Sie ein Depot, müssen Sie sich noch für die Art des Investments entscheiden: Neben Einmal-Investments sind vor allem ETF-Sparpläne sehr beliebt. Sie werden auch für nachhaltige ETFs angeboten. Pro Monat investiert man einen kleinen Betrag, beispielsweise 50 €. Die Sparraten lassen sich auch reduzieren, aussetzen oder kündigen, sodass sie vor allem für Anleger mit kleinerem Portemonnaie interessant sind. Nutzen Sie für mehr Informationen und einen Überblick über aktuelle Angebote am besten unseren ETF-Sparplan-Vergleich.
Wie hoch ist die Rendite bei nachhaltigen ETFs?
Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass grüne ETFs sich nicht hinter ihren konventionellen Pendants verstecken müssen, und dass sich das Kriterium „Nachhaltigkeit“ nicht negativ auf die Rendite auswirkt. Gerade bei ETFs auf breit gestreute Welt-Indizes wie den MSCI World ESG oder MSCI World SRI zeigte sich in mehreren Analysen, dass er in den vergangenen Jahren zum Teil besser performte als sein Mutterindex, der MSCI World.
Wie riskant sind grüne ETFs?
Gerade weil nachhaltige ETFs derzeit einen Boom erleben, befürchten viele Analysten eine „grüne“ Blase. Denn oft sind Unternehmen, die nachhaltige Technologien entwickeln, noch relativ jung – was für Anleger wiederum riskant sein kann. Um auf Nummer Sicher zu gehen, sollten Sie in Ihr ETF-Portfolio daher auch einige der etablierten Akteure aufnehmen – auch wenn deren Nachhaltigkeitsstrategien noch Verbesserungspotenzial haben.
Vorsichtig sein sollten Sie bei Spezialfonds, die sich allein auf nachhaltige Technologien spezialisiert haben. Diese sind zu eng gefasst, um Kurseinbrüche abfedern zu können. Sehr riskant ist es auch, sich als Investor am Bau von Solarparks oder ähnlichen Projekten zu beteiligen. Sie könnten dabei viel Geld verlieren. ETFs – auch nachhaltig aufgelegte – sind dagegen in der Regel breit genug gestreut, und als grüne Anlageform auch für Laien empfehlenswert.
Wie nachhaltig sind grüne ETFs wirklich?
Nachhaltigkeit ist ein Marketing-Begriff geworden. Nicht wenige Unternehmen versuchen, durch vermeintlich „grünes“ Handeln ihren Profit zu steigern. Wer aber mehr Geld für grüne PR als für nachhaltige Investitionen ausgibt, macht sich des „Greenwashings“ verdächtig. Für viele Anleger ist leider nicht immer transparent, welche ETFs wirklich nachhaltig sind – und welche mehr versprechen als sie halten.
Wer aber nicht allzu riskante Geschäfte eingehen möchte, muss bei grünen Investments wohl oder übel noch Kompromisse eingehen. Denn auch wenn beispielsweise der MSCI World SRI bestimmte Geschäftsfelder ausschließt, sind dort immer noch Energieunternehmen oder Autokonzerne gelistet. Eine Tatsache, die viele Beobachter kritisieren. Andere Experten setzen jedoch darauf, dass mit dem wachsenden Bewusstsein für grüne Geldanlagen und Nachhaltigkeit insgesamt auch der Druck auf die Industrien wächst bzw. gleichzeitig Anreize geschaffen werden, wirklich nachhaltig zu agieren.