Kredit

Restschuldversicherung beim Raten­kredit: sinnvolle Absicherung oder Kostenfalle?

Oft bieten Banken zusammen mit einem Ratenkredit eine Restschuldversicherung an. Sie ist für den Fall gedacht, dass Sie Ihr Darlehen nicht mehr bedienen können. Wir erklären Ihnen, wie sinnvoll eine solche Risikoversicherung ist, wann sich der Abschluss lohnt und wie Sie wieder kündigen können.

Klaus Fechner
Zuständiger Redakteur für die Bereiche Kredit und Versicherung
Stand: 19.04.2024

Was ist eine Restschuldversicherung?

Die Restschuldversicherung gehört zu den Risikoversicherungen. Wenn Sie eine Restschuldversicherung abschließen, werden Ihre Raten für einen Kredit im Falle von Krankheit, Unfall oder gar Tod abgedeckt. Sie sichert auch Ihre Angehörigen ab, die das Darlehen ansonsten übernehmen müssten. In Deutschland gibt es zurzeit etwa 1,5 Millionen laufende Verträge zu einer Kreditversicherung. Bei einem solchen Tarif gibt es aber einiges zu beachten, denn eine Restkreditversicherung kann einen Ratenkredit extrem verteuern und lohnt sich nur in bestimmten Fällen.

Welche Risiken deckt eine Restschuldversicherung ab?

Die meisten Anbieter von Kreditversicherungen versprechen Hilfe bei

  • Krankheit
  • Arbeitslosigkeit
  • Berufsunfähigkeit
  • Arbeitsunfähigkeit
  • Unfall
  • Tod

Wann ist eine Restschuldversicherung sinnvoll?

Bei großen Investitionen, die Sie mit einem Kredit finanzieren wollen – etwa der Bau des Eigenheims oder die Ausbildungs­kosten der Kinder – kann eine Rest­schuld­ver­sicherung sinnvoll sein. Arbeits­losig­keit oder eine länger dauernde Ver­letzung oder Krank­heit können bedeuten, dass man die Raten nicht mehr zahlen kann – besonders bei Allein­verdie­nern in einer Familie kann das schwer­wiegende Folgen haben. 

Für wen lohnt sich eine Kreditversicherung?

Über eine Kreditversicherung sollten Sie nachdenken, wenn

  • Sie einen hohen Kredit aufnehmen, der über eine längere Zeit läuft.
  • Sie der Alleinverdiener in Ihrer Familie sind und Ihre Angehörigen vor finanziellen Schwierigkeiten schützen wollen, falls ein Zahlungsausfall droht.
  • Ihre Bonität allein nicht für einen Kredit ausreicht. Eine Restschuldversicherung kann helfen, dennoch einen Kredit zu erhalten, denn das Institut kann sich mit dem entsprechenden Vertrag gegen den Zahlungsausfall absichern.

Kalkulieren Sie immer mit ein, dass Anbieter nur unter bestimmten Voraussetzungen und oft nur für begrenzte Zeit einspringen. Deshalb sollten Sie Verträge zur Kreditversicherung genau prüfen, und zum Vergleich mehrere Angebote einholen. Das müssen Sie übrigens nicht bei Ihrer Bank tun, sondern können auch bei anderen Versicherern anfragen.

Wann kann ich auf eine Restschuldversicherung verzichten?

Bei hohen Kreditsummen mit langer Laufzeit kann eine Rest­schuldver­sicherung wichtig und sinn­voll sein – bei kleineren Anschaf­fungen wie etwa einem Fern­seher lohnt sie sich eher nicht. Das Risiko des Zahlungs­aus­falls ist hier zu gering, um die Beitrags­kosten zu recht­fertigen.

Ob Sie eine Kredit­versicherung benötigen, hängt von Ihren Umständen ab: Ihrem Verdienst und Vermögen, Ihrer gesundheit­lichen Ver­fassung, Ihrem Familien­stand und der Frage, ob Sie in eine existenz­bedrohende Lage geraten, wenn Sie den Kredit nicht mehr selbst abbezahlen können. Manche Experten empfehlen, eine Rest­schuldversicherung erst ab einem Kredit von mehr als 10.000 € abzuschließen.

Wenn Sie jedoch schon umfassend ver­sichert sind, etwa durch Berufs­unfähig­keits­versicherung, Risiko­lebensver­sicherung und Unfall­versicherung, kann eine Rest­schuldver­sicherung im Einzel­fall über­flüssig sein.

Wann zahlt die Restschuldversicherung nicht?

Sie sollten bei einer Kreditversicherung darauf achten, welche Leistungen im Vertrag ausgeschlossen werden:

  • Der Versicherungsschutz greift erst nach einer bestimmten Zeit der ersten Einzahlung.
  • Bei Arbeitslosigkeit wird erst nach einer Wartezeit von 6 Monaten gezahlt, und dann meist begrenzt auf 1 Jahr.
  • Die Restschuldversicherung greift nur bei unverschuldetem Jobverlust, nicht aber, wenn Sie freiwillig kündigen oder ein befristeter Arbeitsvertrag ausläuft.
  • Oft zahlt der Versicherer nicht, wenn die Arbeitsunfähigkeit aus einer Erkrankung entsteht, die bei Vertragsabschluss bekannt war. Legen Sie deshalb schon vor der Vertragsunterzeichnung ärztliche Atteste vor. Dann ersparen Sie sich viel Ärger.
  • Es ist auch möglich, dass im Vertrag bestimmte Krankheiten genannt werden, bei deren Eintreten der Anbieter keine Hilfe gewährt.

Was kostet eine Restschuldversicherung?

Die Kosten für eine Rest­schuld­ver­sicherung sind von Fall zu Fall sehr unter­schied­lich. Nach einer Faust­formel belaufen sie sich auf ungefähr 10–15 % der Darlehens­summe. Der Kosten­rahmen ist nicht gesetz­lich festge­legt und richtet sich nach dem Anbieter. Wie teuer es für Sie wird, hängt zum Beispiel von der Höhe Ihres Kredits und Ihrem Alter ab. Folgende Faktoren beeinflussen die kon­kreten Kosten einer Rest­kreditver­sicherung:

  • der Versicherungsumfang
  • Höhe und Laufzeit des versicherten Kredites
  • die versicherte Person (Beruf, Alter, Gesundheits­zustand)

Bei manchen Anbietern können Sie außerdem wählen, welche Risiken Sie im Speziellen absichern wollen, was zu unter­schiedlich hohen Beträgen führt.

Wichtig ist folgender Punkt: Für eine Kredit­ver­sicherung werden eine Ab­schluss­pro­vision und eine Prämie fällig – die oft als Einmalprämie bezahlt werden soll. Diese Einmalprämie wird gleich zum Versiche­rungs­beginn fällig und der Kredit­summe zuge­rechnet. Die Tabelle zeigt ein Beispiel für die Kosten, die durch eine Rest­schuld­ver­sicherung ent­stehen. Dabei gehen wir von einem Kredit über 20.000 € aus, den Sie 6 Jahre lang zurück­zahlen. Die Rest­schuld­versicherung kostet bei diesem Beispiel 2.000 €.

So erhöht eine Restschuldversicherung die Kreditsumme

  Betrag
Kredithöhe 20.000 €
Preis der Restschuldversicherung 2.000 €
Kreditsumme inklusive Versicherung 22.000 €

Der Unterschied zwischen 20.000 und 22.000 € macht sich in den Gesamtkosten, die der Kredit verursacht deutlich bemerkbar. Bei einem Zinssatz von 5,69 % erhöht die Versicherung die Monatsrate um gut 30 €. Das klingt erst einmal nach wenig, summiert sich über die 6-jährige Laufzeit aber auf eine Mehrbelastung von knapp 2.400 €.

Mehrbelastung durch eine Restschuldversicherung

Kreditsumme 20.000 € 22.000 €
Zinssatz 5,69 % 5,69 %
Monatsrate 327,20 € 359,92 €
Gesamtkosten 23.558,40 € 25.914,24 €

Wie wirken sich die Gebühren auf den Effektivzins aus?

Die Gebühren für die Restschuldversicherung werden meist auf die Kreditsumme aufgeschlagen. Sie müssen dann sowohl für den Kredit als auch für die Prämie Zinsen zahlen. Dadurch erhöhen sich die monatlichen Kreditraten.

Je nach Anbieter kann eine Restschuld­ver­sicherung sogar 20 % oder mehr der Gesamt­summe des Kredits ausmachen – davon ausgehend, dass sie als Einmal­prämie den Kredit­betrag erhöht. Die FMH-Finanz­beratung hat das an einem Raten­kredit über 10.000 € mit 36-monatiger Lauf­zeit vorge­rechnet: Die Kosten der Rest­schuld­versicherung lagen zwischen 500 und 950 € und der durch­schnitt­liche Effektiv­zins bei etwa 7,5 %. Wäre die Restschuld­versicherung im Effekti­vzins berück­sichtigt, wäre dieser teils höher als 15 %. Daher sollten Sie vor dem Abschluss einer Rest­schuld­versicherung unbedingt den Vergleich machen, welcher Anbieter die besten Konditionen hat.

Werden die Kosten für eine Restschuldversicherung im Effektivzins angegeben?

In Deutschland muss der Kreditgeber die Kosten für eine Restschuldversicherung nur in den Effektivzins einrechnen, wenn er auf den Abschluss dieser Police besteht. Meist ist eine Restschuldversicherung aber freiwillig und wird daher nicht in den Effektivzins einbezogen.

Darf die Bank eine Restschuldversicherung verlangen?

Das kommt darauf an. Manche Kreditinstitute bestehen bei schwacher Zahlungs­fähigkeit des Kunden auf diese Police. In diesem Fall ist die Bank aber gesetz­lich ver­pflichtet, die Kosten für die Rest­kredit­versicherung im Effektiv­zins aufzuführen.

Tipp

Wenn Sie verschiedene Restschuld­versiche­rungen ver­gleichen, dann achten Sie nicht nur auf die Ein­stiegs­gebühren – die Beiträge können in den Folge­jahren steigen.  Ein wichtiges Indiz ist der Barwert aller Beiträge, also die Summe, die als Einmal­betrag bereit­gestellt werden muss. Je höher der Barwert, desto teurer ist das Angebot der Ver­sicherung, warnt die Stif­tung Waren­test.

Warum stehen Kreditversicherungen in der Kritik?

Die Konditionen von Kreditversicherungen werden seit Jahren bemängelt. Vorwürfe, die wiederholt aufkommen, sind:

  • Die Versicherungsprämie erhöht als Einmalbetrag die Kreditsumme und muss mitverzinst werden. Die Kreditkosten steigen dadurch.
  • Die Versicherungsgebühren sind nicht im Effektivzins angegeben. Das kann für den Kunden verwirrend sein, weil er am Ende mehr zahlt als er erwartet hatte.
  • Ebenfalls verwirrend für manche Kunden: Die Restschuldversicherung kann je nach Anbieter verschiedene Namen haben: Kreditversicherung, Restkreditversicherung und Restschuldversicherung.
  • Banken erhalten oft eine Provision und arbeiten meist nur mit bestimmten Versicherern zusammen. Manche vermuten deshalb, dass man als Kunde der Bank womöglich nicht die beste Beratung erfährt.
  • Banken weisen teils nicht darauf hin, dass sie den Kredit auch ohne die dazu angebotene Restschuldversicherung gewähren würden.

Lässt sich eine Restschuldversicherung widerrufen?

14 Tage Widerrufsmöglichkeit sind bei der Rest­schuldver­sicherung gesetz­lich vorge­schrieben. Beim Schutz für den Todes­fall gilt eine Frist von 30 Tagen. Es gibt Anbieter, bei denen Sie nicht selbst Ver­sicherungs­nehmer, sondern nur „versicherte Person“ sind. Die Bank ist dann der Vertrags­partner in dem Gruppen­vertrag. In diesem Fall haben Sie seit dem 23. Februar 2018 die gleichen Rechte wie ein Ver­sicherungs­nehmer – das betrifft auch das Widerrufs­recht.

Schon gewusst?

Seit dem 23. Februar 2018 muss Sie die Rest­schuld­ver­sicherung spätestens eine Woche nach Ver­trags­abschluss noch­mals schrift­lich auf Papier über das Widerrufs­recht belehren. Die Widerrufs­frist beginnt erst, wenn Sie dieses Schreiben sowie das Produkt­informations­blatt erneut erhalten haben.

Verlängerung der Widerrufsfrist

Handelt es sich bei Ihrem Kredit und Ihrer Rest­schuldver­sicherung um miteinander verbundene Ver­träge, verlängert sich nun die Widerrufs­frist des Kredit­vertrags faktisch auf 3 Wochen. Viele Verträge, die zwischen 2002 und 2010 abgeschlossen wurden, enthalten übrigens fehler­hafte Wider­rufs­belehrungen. Auch hier können Sie einen Widerruf versuchen, und womöglich schon geleistete Beiträge zurück­bekommen. Bei Verbraucher­zentralen können Sie Ihren Vertrag prüfen lassen.

Wie kann ich eine Restschuldversicherung kündigen?

Normalerweise lässt sich eine Police zum Ende eines Monats kündigen. Wenn Sie feststellen, dass Sie mit Ihrer Ver­sicherung unzufrieden oder sie nicht mehr brauchen, sind drei Mög­lich­keiten denkbar:

  • Wollen Sie trotz laufendem Kredit aus der Ver­sicherung aussteigen, sollte Ihr Vertrag ein ordent­liches Kündigungs­recht vorsehen. Die Abschluss­provision erhalten Sie dann nicht wieder, dafür aber die Beiträge für den Rest der verein­barten Lauf­zeit.
  • Falls Sie den Kredit vorzeitig abbe­zahlen, entfällt der Zweck für die Restschuld­versicherung. Sie haben in diesem Fall ein Sonder­kündigungs­recht und können die anteiligen Prämien zurück­fordern.
  • Wenn Sie den Kredit umschulden, können Sie ebenfalls kündigen.

Was passiert bei einer Umschuldung mit der Kreditversicherung?

Bei der Umschuldung eines Kredits bleibt die Restschuldversicherung gültig. Sie müssen sie also gesondert kündigen. Sie erhalten dann für die Restlaufzeit die Versicherungsbeiträge zurück. Ob Sie umschulden, sollten Sie gut abwägen: Meist muss dabei eine Vorfälligkeitsgebühr gezahlt werden. Eine Umschuldung lohnt sich oft nur, wenn Sie einen Kredit zu günstigeren Zinsen angeboten bekommen.

Welche Alternativen zur Kreditversicherung gibt es?

Die Restschuldversicherung ist nicht die einzige Möglich­keit, sich bei einem Dar­lehen gegen die Zahlungs­unfähig­keit abzusichern. Neben der Risiko­lebens­ver­sicherung gibt es noch die Berufs­unfähig­keitsver­sicherung und den Kredit­schutz­brief. 

  • Die Risikolebens­versicherung zahlt ausschließlich im Todes­fallrisiko die Kosten für die verbleibende Kredit­summe zurück.
  • Bei der Berufsunfähig­keitsver­sicherung erhält der Kunde im Versicherungs­fall einen festen monat­lichen Betrag. Auch damit ließe sich ein Kredit weiter zurückzahlen.
  • Manche Banken bieten einen Kreditschutz­brief an, der Arbeitslosig­keit, Arbeitsun­fähigkeit oder den Todes­fall abdeckt. Er ist wie die Restschuld­versicherung nicht gerade billig, und bei Arbeits­losigkeit zahlt die Versicherung oft auch nur bis zu einem Jahr. Wer zum Bei­spiel eine Autofinanzierung abschließt, ist meistens besser beraten, sich sowohl den Kredit­schutz­brief wie auch die Restschuld­versicherung zu sparen. Im Notfall lässt sich das Auto weiterverkaufen und der Kredit mit dem Erlös bedienen.

Ist eine Risikolebensversicherung die günstigere Alternative zur Restschuldversicherung?

Experten empfehlen besonders Familien, die einen Kredit aufgenommen haben, eine Risiko­lebensver­sicherung. Sie wird im Todes­fall ausgezahlt. Anders als eine Kredit­versiche­rung gibt es sie schon für weniger als 10 € im Monat.

Sie können vertraglich verei­nbaren, dass die Prämie die gesamte Lauf­zeit über gleich­bleibt. Sie können aber auch – was sich speziell bei einer Baufinanzierung empfiehlt – festlegen, dass die Gebühren sich an dem Darlehen orientieren, sich im Laufe der Jahre verringern und ungefähr der Restschuld entsprechen.

Fazit: Das sollten Sie bei einer Restschuldversicherung bedenken

Ob eine Restschuldver­sicherung sinn­voll oder eine unnötige Kosten­falle ist, hängt vom Einzel­fall ab. Wenn Sie über­legen, eine solche Ver­sicherung mit der Kredit­aufnahme abzu­schließen, wägen Sie genau ab. Die Versicherung ist mit Kosten verbunden, die Sie als Einmal­zahlung in der Regel sofort leisten müssen. Das erhöht den Kredit­betrag, was wiederum die Zins­last erhöht. Wenn Sie sich dafür ent­scheiden, ver­gleichen Sie sorgfältig die Angebote und lesen Sie aufmerksam das Klein­gedruckte. Wichtig ist der Versicherungs­umfang, also in welchen Fällen die Versicherung zahlt und wann nicht.

Was bedeutet Bonität?

Erfahren Sie, was hinter dem Begriff Bonität steckt, wer sie berechnet und wann sie geprüft wird. Zudem verraten wir, wie Sie Ihre persönliche Bonität ganz leicht verbessern können.

Bonität
Schritt für Schritt zum Top-Kredit

In einigen Lebenslagen fehlt das nötige Kleingeld und ein Kredit muss her. Damit dieser möglichst günstig ausfällt, ist von der Bonität bis zur Sondertilgung einiges zu beachten. Werden Sie schneller schuldenfrei!

alles zum Kredit
Raus aus der Schuldenfalle Dispo!

Beim Dispokredit werden horrende Zinsen verlangt, weshalb von einer dauerhaften Überziehung abzuraten ist. Günstiger ist dagegen ein Kredit. Erfahren Sie, wie viel Sie beim Umschulden des Dispo sparen können.

Dispokredit