Was ist eine Restschuldversicherung?
Die Restschuldversicherung gehört zu den Risikoversicherungen. Wenn Sie eine Restschuldversicherung abschließen, werden Ihre Raten für einen Kredit im Falle von Krankheit, Unfall oder gar Tod abgedeckt. Sie sichert auch Ihre Angehörigen ab, die das Darlehen ansonsten übernehmen müssten. In Deutschland gibt es zurzeit etwa 1,5 Millionen laufende Verträge zu einer Kreditversicherung. Bei einem solchen Tarif gibt es aber einiges zu beachten, denn eine Restkreditversicherung kann einen Ratenkredit extrem verteuern und lohnt sich nur in bestimmten Fällen.
Welche Risiken deckt eine Restschuldversicherung ab?
Die meisten Anbieter von Kreditversicherungen versprechen Hilfe bei
- Krankheit
- Arbeitslosigkeit
- Berufsunfähigkeit
- Arbeitsunfähigkeit
- Unfall
- Tod
Wann ist eine Restschuldversicherung sinnvoll?
Bei großen Investitionen, die Sie mit einem Kredit finanzieren wollen – etwa der Bau des Eigenheims oder die Ausbildungskosten der Kinder – kann eine Restschuldversicherung sinnvoll sein. Arbeitslosigkeit oder eine länger dauernde Verletzung oder Krankheit können bedeuten, dass man die Raten nicht mehr zahlen kann – besonders bei Alleinverdienern in einer Familie kann das schwerwiegende Folgen haben.
Für wen lohnt sich eine Kreditversicherung?
Über eine Kreditversicherung sollten Sie nachdenken, wenn
- Sie einen hohen Kredit aufnehmen, der über eine längere Zeit läuft.
- Sie der Alleinverdiener in Ihrer Familie sind und Ihre Angehörigen vor finanziellen Schwierigkeiten schützen wollen, falls ein Zahlungsausfall droht.
- Ihre Bonität allein nicht für einen Kredit ausreicht. Eine Restschuldversicherung kann helfen, dennoch einen Kredit zu erhalten, denn das Institut kann sich mit dem entsprechenden Vertrag gegen den Zahlungsausfall absichern.
Kalkulieren Sie immer mit ein, dass Anbieter nur unter bestimmten Voraussetzungen und oft nur für begrenzte Zeit einspringen. Deshalb sollten Sie Verträge zur Kreditversicherung genau prüfen, und zum Vergleich mehrere Angebote einholen. Das müssen Sie übrigens nicht bei Ihrer Bank tun, sondern können auch bei anderen Versicherern anfragen.
Wann kann ich auf eine Restschuldversicherung verzichten?
Bei hohen Kreditsummen mit langer Laufzeit kann eine Restschuldversicherung wichtig und sinnvoll sein – bei kleineren Anschaffungen wie etwa einem Fernseher lohnt sie sich eher nicht. Das Risiko des Zahlungsausfalls ist hier zu gering, um die Beitragskosten zu rechtfertigen.
Ob Sie eine Kreditversicherung benötigen, hängt von Ihren Umständen ab: Ihrem Verdienst und Vermögen, Ihrer gesundheitlichen Verfassung, Ihrem Familienstand und der Frage, ob Sie in eine existenzbedrohende Lage geraten, wenn Sie den Kredit nicht mehr selbst abbezahlen können. Manche Experten empfehlen, eine Restschuldversicherung erst ab einem Kredit von mehr als 10.000 € abzuschließen.
Wenn Sie jedoch schon umfassend versichert sind, etwa durch Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung und Unfallversicherung, kann eine Restschuldversicherung im Einzelfall überflüssig sein.
Wann zahlt die Restschuldversicherung nicht?
Sie sollten bei einer Kreditversicherung darauf achten, welche Leistungen im Vertrag ausgeschlossen werden:
- Der Versicherungsschutz greift erst nach einer bestimmten Zeit der ersten Einzahlung.
- Bei Arbeitslosigkeit wird erst nach einer Wartezeit von 6 Monaten gezahlt, und dann meist begrenzt auf 1 Jahr.
- Die Restschuldversicherung greift nur bei unverschuldetem Jobverlust, nicht aber, wenn Sie freiwillig kündigen oder ein befristeter Arbeitsvertrag ausläuft.
- Oft zahlt der Versicherer nicht, wenn die Arbeitsunfähigkeit aus einer Erkrankung entsteht, die bei Vertragsabschluss bekannt war. Legen Sie deshalb schon vor der Vertragsunterzeichnung ärztliche Atteste vor. Dann ersparen Sie sich viel Ärger.
- Es ist auch möglich, dass im Vertrag bestimmte Krankheiten genannt werden, bei deren Eintreten der Anbieter keine Hilfe gewährt.
Was kostet eine Restschuldversicherung?
Die Kosten für eine Restschuldversicherung sind von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Nach einer Faustformel belaufen sie sich auf ungefähr 10–15 % der Darlehenssumme. Der Kostenrahmen ist nicht gesetzlich festgelegt und richtet sich nach dem Anbieter. Wie teuer es für Sie wird, hängt zum Beispiel von der Höhe Ihres Kredits und Ihrem Alter ab. Folgende Faktoren beeinflussen die konkreten Kosten einer Restkreditversicherung:
- der Versicherungsumfang
- Höhe und Laufzeit des versicherten Kredites
- die versicherte Person (Beruf, Alter, Gesundheitszustand)
Bei manchen Anbietern können Sie außerdem wählen, welche Risiken Sie im Speziellen absichern wollen, was zu unterschiedlich hohen Beträgen führt.
Wichtig ist folgender Punkt: Für eine Kreditversicherung werden eine Abschlussprovision und eine Prämie fällig – die oft als Einmalprämie bezahlt werden soll. Diese Einmalprämie wird gleich zum Versicherungsbeginn fällig und der Kreditsumme zugerechnet. Die Tabelle zeigt ein Beispiel für die Kosten, die durch eine Restschuldversicherung entstehen. Dabei gehen wir von einem Kredit über 20.000 € aus, den Sie 6 Jahre lang zurückzahlen. Die Restschuldversicherung kostet bei diesem Beispiel 2.000 €.
So erhöht eine Restschuldversicherung die Kreditsumme
| Betrag |
Kredithöhe | 20.000 € |
Preis der Restschuldversicherung | 2.000 € |
Kreditsumme inklusive Versicherung | 22.000 € |
Der Unterschied zwischen 20.000 und 22.000 € macht sich in den Gesamtkosten, die der Kredit verursacht deutlich bemerkbar. Bei einem Zinssatz von 5,69 % erhöht die Versicherung die Monatsrate um gut 30 €. Das klingt erst einmal nach wenig, summiert sich über die 6-jährige Laufzeit aber auf eine Mehrbelastung von knapp 2.400 €.
Mehrbelastung durch eine Restschuldversicherung
Kreditsumme | 20.000 € | 22.000 € |
Zinssatz | 5,69 % | 5,69 % |
Monatsrate | 327,20 € | 359,92 € |
Gesamtkosten | 23.558,40 € | 25.914,24 € |
Wie wirken sich die Gebühren auf den Effektivzins aus?
Die Gebühren für die Restschuldversicherung werden meist auf die Kreditsumme aufgeschlagen. Sie müssen dann sowohl für den Kredit als auch für die Prämie Zinsen zahlen. Dadurch erhöhen sich die monatlichen Kreditraten.
Je nach Anbieter kann eine Restschuldversicherung sogar 20 % oder mehr der Gesamtsumme des Kredits ausmachen – davon ausgehend, dass sie als Einmalprämie den Kreditbetrag erhöht. Die FMH-Finanzberatung hat das an einem Ratenkredit über 10.000 € mit 36-monatiger Laufzeit vorgerechnet: Die Kosten der Restschuldversicherung lagen zwischen 500 und 950 € und der durchschnittliche Effektivzins bei etwa 7,5 %. Wäre die Restschuldversicherung im Effektivzins berücksichtigt, wäre dieser teils höher als 15 %. Daher sollten Sie vor dem Abschluss einer Restschuldversicherung unbedingt den Vergleich machen, welcher Anbieter die besten Konditionen hat.
Werden die Kosten für eine Restschuldversicherung im Effektivzins angegeben?
In Deutschland muss der Kreditgeber die Kosten für eine Restschuldversicherung nur in den Effektivzins einrechnen, wenn er auf den Abschluss dieser Police besteht. Meist ist eine Restschuldversicherung aber freiwillig und wird daher nicht in den Effektivzins einbezogen.
Darf die Bank eine Restschuldversicherung verlangen?
Das kommt darauf an. Manche Kreditinstitute bestehen bei schwacher Zahlungsfähigkeit des Kunden auf diese Police. In diesem Fall ist die Bank aber gesetzlich verpflichtet, die Kosten für die Restkreditversicherung im Effektivzins aufzuführen.
Wenn Sie verschiedene Restschuldversicherungen vergleichen, dann achten Sie nicht nur auf die Einstiegsgebühren – die Beiträge können in den Folgejahren steigen. Ein wichtiges Indiz ist der Barwert aller Beiträge, also die Summe, die als Einmalbetrag bereitgestellt werden muss. Je höher der Barwert, desto teurer ist das Angebot der Versicherung, warnt die Stiftung Warentest.
Warum stehen Kreditversicherungen in der Kritik?
Die Konditionen von Kreditversicherungen werden seit Jahren bemängelt. Vorwürfe, die wiederholt aufkommen, sind:
- Die Versicherungsprämie erhöht als Einmalbetrag die Kreditsumme und muss mitverzinst werden. Die Kreditkosten steigen dadurch.
- Die Versicherungsgebühren sind nicht im Effektivzins angegeben. Das kann für den Kunden verwirrend sein, weil er am Ende mehr zahlt als er erwartet hatte.
- Ebenfalls verwirrend für manche Kunden: Die Restschuldversicherung kann je nach Anbieter verschiedene Namen haben: Kreditversicherung, Restkreditversicherung und Restschuldversicherung.
- Banken erhalten oft eine Provision und arbeiten meist nur mit bestimmten Versicherern zusammen. Manche vermuten deshalb, dass man als Kunde der Bank womöglich nicht die beste Beratung erfährt.
- Banken weisen teils nicht darauf hin, dass sie den Kredit auch ohne die dazu angebotene Restschuldversicherung gewähren würden.
Lässt sich eine Restschuldversicherung widerrufen?
14 Tage Widerrufsmöglichkeit sind bei der Restschuldversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Beim Schutz für den Todesfall gilt eine Frist von 30 Tagen. Es gibt Anbieter, bei denen Sie nicht selbst Versicherungsnehmer, sondern nur „versicherte Person“ sind. Die Bank ist dann der Vertragspartner in dem Gruppenvertrag. In diesem Fall haben Sie seit dem 23. Februar 2018 die gleichen Rechte wie ein Versicherungsnehmer – das betrifft auch das Widerrufsrecht.
Seit dem 23. Februar 2018 muss Sie die Restschuldversicherung spätestens eine Woche nach Vertragsabschluss nochmals schriftlich auf Papier über das Widerrufsrecht belehren. Die Widerrufsfrist beginnt erst, wenn Sie dieses Schreiben sowie das Produktinformationsblatt erneut erhalten haben.
Verlängerung der Widerrufsfrist
Handelt es sich bei Ihrem Kredit und Ihrer Restschuldversicherung um miteinander verbundene Verträge, verlängert sich nun die Widerrufsfrist des Kreditvertrags faktisch auf 3 Wochen. Viele Verträge, die zwischen 2002 und 2010 abgeschlossen wurden, enthalten übrigens fehlerhafte Widerrufsbelehrungen. Auch hier können Sie einen Widerruf versuchen, und womöglich schon geleistete Beiträge zurückbekommen. Bei Verbraucherzentralen können Sie Ihren Vertrag prüfen lassen.
Wie kann ich eine Restschuldversicherung kündigen?
Normalerweise lässt sich eine Police zum Ende eines Monats kündigen. Wenn Sie feststellen, dass Sie mit Ihrer Versicherung unzufrieden oder sie nicht mehr brauchen, sind drei Möglichkeiten denkbar:
- Wollen Sie trotz laufendem Kredit aus der Versicherung aussteigen, sollte Ihr Vertrag ein ordentliches Kündigungsrecht vorsehen. Die Abschlussprovision erhalten Sie dann nicht wieder, dafür aber die Beiträge für den Rest der vereinbarten Laufzeit.
- Falls Sie den Kredit vorzeitig abbezahlen, entfällt der Zweck für die Restschuldversicherung. Sie haben in diesem Fall ein Sonderkündigungsrecht und können die anteiligen Prämien zurückfordern.
- Wenn Sie den Kredit umschulden, können Sie ebenfalls kündigen.
Was passiert bei einer Umschuldung mit der Kreditversicherung?
Bei der Umschuldung eines Kredits bleibt die Restschuldversicherung gültig. Sie müssen sie also gesondert kündigen. Sie erhalten dann für die Restlaufzeit die Versicherungsbeiträge zurück. Ob Sie umschulden, sollten Sie gut abwägen: Meist muss dabei eine Vorfälligkeitsgebühr gezahlt werden. Eine Umschuldung lohnt sich oft nur, wenn Sie einen Kredit zu günstigeren Zinsen angeboten bekommen.
Welche Alternativen zur Kreditversicherung gibt es?
Die Restschuldversicherung ist nicht die einzige Möglichkeit, sich bei einem Darlehen gegen die Zahlungsunfähigkeit abzusichern. Neben der Risikolebensversicherung gibt es noch die Berufsunfähigkeitsversicherung und den Kreditschutzbrief.
- Die Risikolebensversicherung zahlt ausschließlich im Todesfallrisiko die Kosten für die verbleibende Kreditsumme zurück.
- Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung erhält der Kunde im Versicherungsfall einen festen monatlichen Betrag. Auch damit ließe sich ein Kredit weiter zurückzahlen.
- Manche Banken bieten einen Kreditschutzbrief an, der Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder den Todesfall abdeckt. Er ist wie die Restschuldversicherung nicht gerade billig, und bei Arbeitslosigkeit zahlt die Versicherung oft auch nur bis zu einem Jahr. Wer zum Beispiel eine Autofinanzierung abschließt, ist meistens besser beraten, sich sowohl den Kreditschutzbrief wie auch die Restschuldversicherung zu sparen. Im Notfall lässt sich das Auto weiterverkaufen und der Kredit mit dem Erlös bedienen.
Ist eine Risikolebensversicherung die günstigere Alternative zur Restschuldversicherung?
Experten empfehlen besonders Familien, die einen Kredit aufgenommen haben, eine Risikolebensversicherung. Sie wird im Todesfall ausgezahlt. Anders als eine Kreditversicherung gibt es sie schon für weniger als 10 € im Monat.
Sie können vertraglich vereinbaren, dass die Prämie die gesamte Laufzeit über gleichbleibt. Sie können aber auch – was sich speziell bei einer Baufinanzierung empfiehlt – festlegen, dass die Gebühren sich an dem Darlehen orientieren, sich im Laufe der Jahre verringern und ungefähr der Restschuld entsprechen.
Fazit: Das sollten Sie bei einer Restschuldversicherung bedenken
Ob eine Restschuldversicherung sinnvoll oder eine unnötige Kostenfalle ist, hängt vom Einzelfall ab. Wenn Sie überlegen, eine solche Versicherung mit der Kreditaufnahme abzuschließen, wägen Sie genau ab. Die Versicherung ist mit Kosten verbunden, die Sie als Einmalzahlung in der Regel sofort leisten müssen. Das erhöht den Kreditbetrag, was wiederum die Zinslast erhöht. Wenn Sie sich dafür entscheiden, vergleichen Sie sorgfältig die Angebote und lesen Sie aufmerksam das Kleingedruckte. Wichtig ist der Versicherungsumfang, also in welchen Fällen die Versicherung zahlt und wann nicht.