Staatsanleihen kaufen: Wie Sie in Staatsanleihen investieren können
Wer an der Börse sein Vermögen investieren möchte, sollte stets auch Staatsanleihen im Blick behalten. Die Renditen von Staatsanleihen sind gestiegen, und die hohe Sicherheit macht sie zu einem nützlichen Werkzeug bei der Risikostreuung.
Eine Staatsanleihe ist eine festverzinsliche Schuldverschreibung. Der ursprüngliche Käufer der Anleihe leiht dem Staat eine Geldsumme, der Staat verspricht im Gegenzug zwei Dinge. Erstens: Der Besitzer der Anleihe bekommt denselben Geldbetrag (Nominalwert) nach einem vereinbarten Zeitraum zurück. Zweitens: Jedes Jahr bekommt er einen fixen Zinssatz des Betrags (Nominalzins oder Kupon) ausgezahlt. Damit sind Staatsanleihen höchst politische Konstrukte: Sie sind ein wesentlicher finanzieller Pfeiler der heutigen Nationalstaaten, an denen der Erfolg eines Staates im internationalen Wettbewerb bemessen wird – und die den Handelsspielraum eines Staates abstecken.
Staatsanleihen sind darüber hinaus ein interessantes Investitionsinstrument. Auch Unternehmen geben Anleihen heraus. Anleihen (egal ob Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen) werden wie Aktien an der Börse gehandelt. Im Unterschied zu einer Aktie erwerben Sie aber mit einer Anleihe keinen Unternehmensanteil. Dafür hat die Anleihe eine feste Laufzeit und eine feste Rückzahlung.
Um Staatsanleihen zu kaufen, brauchen Sie ein Depot für Wertpapiere bei einer Bank. Das übliche Vorgehen für Kleininvestoren ist es, die Bundesanleihen auf dem Sekundärmarkt, also an der Börse, zu erwerben. Jede Staatsanleihe hat eine Wertpapierkennnummer und eine ISIN, über diese können Sie Anleihen über Ihr Wertpapierdepot kaufen. Die Papiere direkt bei ihrer Emission von der Deutschen Finanzagentur zu erwerben ist eher schwierig, da bei den Auktionen etwa der Finanzagentur vor allem große Institutionen zum Zuge kommen.
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um in Staatsanleihen zu investieren?
Die einzige Voraussetzung, die Sie für den Kauf von Staatsanleihen erfüllen müssen, ist ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder Sparkasse. Über dieses können Sie an jedem Börsentag Staatsanleihen an der Börse kaufen oder verkaufen.
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Welche Kosten kommen beim Kauf von Staatsanleihen auf mich zu?
Der Handel mit Staatsanleihen kann Kosten und Gebühren verursachen. Einige Banken und Depotanbieter bieten eine kostenlose Depotführung an, allerdings können Anbieter für jeden Kauf oder Verkauf von Anleihen Gebühren in Rechnung stellen. Bei einem Ordervolumen von 1.000 € sind das oft zwischen 5 und 10 €. Daher lohnt es sich unter Umständen, eine Flatrate zu zahlen, wenn Sie vorhaben, sehr aktiv zu sein. Online-Broker oder Direktbanken sind oft erheblich günstiger als Ihre Hausbank.
Auch Börsenplätze können Gebühren berechnen. Beim Handel außerhalb des Euroraums müssen Sie auf die Tücken der Währungsumrechnung achten. Bei nichteuropäischen Staatsanleihen fallen Transaktionskosten an, die womöglich bedeuten, dass sich der Handel für Sie nicht lohnt. Dies sollten Sie bedenken, wenn Sie erwägen, etwa chinesische oder amerikanische Staatsanleihen zu kaufen.
Die entscheidenden Eckpunkte einer Staatsanleihe sind:
Emittent: der Staat oder die Institution, die eine Staatsanleihe auflegt
Laufzeit: der festgelegte Zeitpunkt, zu dem der Emittent den Nominalwert der Anleihe wieder an den Besitzer zahlt
Nominalwert, Nennwert: der Betrag einer einzelnen Teilschuldverschreibung
Nominalzins, Nennzins, Festzins, Kuponzins, Kupon: der festgelegte Prozentsatz des Nominalwerts, der jährlich an den Besitzer der Anleihe gezahlt wird
Kurswert: der Wert einer Anleihe an der Börse, dargestellt in Prozent
Rendite: der jährliche Ertrag einer Anleihe, gemessen am investierten Kapital bis zum Ende der Laufzeit
Wie hoch ist die Rendite bei Staatsanleihen?
Wie hoch die Rendite bei Staatsanleihen ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Welcher Staat ist der Emittent, und wie steht es um seine Bonität? Welcher Kurswert ergibt sich daraus? Welche Laufzeit haben die Anleihen noch? Wie hoch ist der Nominalzins? In der Niedrigzinsphase war die Rendite bei Staatsanleihen eher gering. Anleihen von Staaten mit hoher Bonität brachten sehr geringe oder eine negative Rendite. Im Zuge der Zinswende hat sich dies geändert.
Die im Januar 2023 emittierte 10-jährige Bundesanleihe (ISIN DE000BU2Z007) etwa hat einen Nominalzins von 2,3 %. Sie wird zu einem Kurswert von 99,80 % gehandelt (Stand: 25. Juli 2024). Dies besagt, dass die Rendite zu diesem Zeitpunkt oberhalb des Zinskupons von 2,3 % bei 2,33 % liegt.
Da die Zinsen gestiegen sind, sind ältere, schlechter verzinste Anleihen für Käufer nicht so attraktiv. Die im Januar 2022 herausgegebene Bundesanleihe mit 10-jähriger Laufzeit (ISIN DE0001102580) bietet nur einen Zins von 0 %. Die alte Bundesanleihe wird zu einem niedrigeren Kurs von 84,29 % gehandelt (Stand: 25. Juli 2024). Ihre Rendite beträgt zu diesem Zeitpunkt 2,29 %.
Für höhere Renditen sind Anleihen der Länder attraktiver, die keine hohe Bonität haben. Bei ihren Bonds ist allerdings auch das Risiko höher, dass der Nominalzins nicht bedient werden kann oder der Anspruch auf die Auszahlung nicht erfüllt wird. Die Bonität von Staaten wird von Ratingagenturen bewertet.
Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen und die Bonität der Länder
Land
Rendite
S&P-Rating
Moody‘s-Rating
Deutschland
2,47 %
AAA
Aaa
Finnland
0 %
AA+
Aa1
Frankreich
3,13 %
AA-
Aa2
Griechenland
3,40 %
BBB-
Ba1
Italien
3,75 %
BBB
Baa3
Japan
1,06 %
A+
A1
Kanada
3,37 %
AAA
Aaa
Portugal
3,05 %
A-
A3
Spanien
3,19 %
A
Baa1
Schweden
2,09 %
AAA
Aaa
USA
4,22 %
AA+
Aaa
Quelle der Rendite: boerse.de, Quelle der Ratings: tradingeconomics.com, Stand: 23. Juli 2024
Wie funktionieren Staatsanleihen?
In Deutschland ist die Deutsche Finanzagentur für die Emission neuer Staatsanleihen zuständig: Sie legt zu einem vorher angekündigten Termin bei einer Auktion eine bestimmte Menge an Anleihen auf. Zum Beispiel: Am 11. Januar 2023 emittierte die Deutsche Finanzagentur im Auftrag des Bundes die 10-jährige Bundesanleihe DE000BU2Z007 in einem Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro. Der Nominalzins dieser Anleihe liegt bei 2,3 %, ein Wert, der sich aus der Zinssituation und der soliden Finanzlage der Bundesrepublik ergab. (Ein Staat mit größeren Risiken muss für seine Staatsanleihen höhere Zinsen versprechen, wenn er Abnehmer finden möchte.) Wer eine Teilschuldverschreibung mit einen Nominalwert von 100 € am Fälligkeitsdatum, dem 15. Februar 2033, hält, bekommt 100 € ausgezahlt. Zusätzlich erhält er bis dahin jedes Jahr 2,30 € Nominal- oder Kuponzinsen.
Interessanter wird es, wenn Sie an der Börse Staatsanleihen kaufen und verkaufen wollen. Neben dem Nominalwert und dem Nominalzins wird die Rendite dann zusätzlich vom Kurswert und den Ratings der Ratingagenturen bestimmt. An der Börse werden Anleihen nach ihrem sogenannten Kurswert gehandelt, der vom Nominalwert abweicht. Der Kurswert wird in Prozent angegeben. Aktuell hat die oben genannte Anleihe einen Kurswert von 99,80 %. Das heißt: Wer eine dieser Anleihen jetzt verkauft, erhält dafür ca. 99,80 € (abzüglich Kosten, Stand: 25. Juli 2024), statt des Nominalwerts von 100 €. Dieser Kurswert entsteht durch die aktuelle Nachfrage an den Börsen. Eine wichtige Rolle spielen hier die Ratingagenturen, die jede Staatsanleihe regelmäßig neu bewerten.
Ratingagenturen beeinflussen den Kurswert von Staatsanleihen
Wie steht es um die Wirtschaft eines Staates? Und wie steht es um seine Bonität? Wie wahrscheinlich ist es, dass etwa Italien seine Schulden und damit auch seine Anleihen nicht mehr bedienen kann? Diese Einschätzungen müssen Sie als Anleger nicht selber treffen, Sie können sich an den Bewertungen der Ratingagenturen orientieren, bevor Sie Staatsanleihen kaufen. Diese privatwirtschaftlichen Firmen analysieren Staaten und reduzieren die komplexen Daten auf eine simple Bewertung. Die bekanntesten Ratingagenturen sind:
Moody‘s
Standard & Poor’s (S&Ps)
Fitch Ratings
Japan Credit Rating Agency Ltd.
Scope Ratings
Creditreform
GBB Rating
Moody‘s etwa bewertet Staatsanleihen nach folgendem Schema:
Moody’s benutzt für die Bonitätsnoten Aa bis Caa zusätzlich numerische Anhänge: "1", "2" und "3". Die "1" bedeutet, dass die Bonität im oberen Drittel der Hauptnote liegt. "2" und "3" stehen für das mittlere und das untere Drittel. Deutschland erhält zum Beispiel von der Ratingagentur Moody‘s etwa das Rating Aaa: Das steht für exzellente Bonität und Anlagewürdigkeit. Venezuela hingegen erhält das Rating C: Zahlungsverzug, spekulativ.
Spekulative Anleihen preisen mit ihrem Zinssatz das Ausfallrisiko ein. Sie erhalten in der Fachpresse oft den wenig schmeichelhaften englischen Ausdruck "Junk Bond", Schrottanleihe.
Schon gewusst?
Die wichtige Rolle der privaten Ratingagenturen hat ihr schon oft Kritik von Staaten eingebracht. Die USA griff Standard & Poor’s an, als die Ratingagentur das Rating des Landes im August 2011 herabsetzte, die Regierung versuchte sogar mit Ermittlungen gegen die Agentur Druck auszuüben. Den Ratingagenturen wurde auch von vielen Seiten vorgeworfen, die Eurokrise mit Herunterstufungen ab 2009 erst ausgelöst zu haben. Auch ist immer noch nicht vergessen, welche unrühmliche Rolle die Ratingagenturen in der Immobilienkrise von 2008 spielten, als sie Spekulanten half, Ramschimmobilienkredite dank guter Bewertungen aufzuwerten und so erst weite Teile des Marktes mit diesen faulen Papieren infiziert werden konnten.
Wie hoch ist das Risiko beim Investieren in Staatsanleihen?
Wie hoch das Risiko bei Staatsanleihen ist, hängt von dem Staat aus, der sie herausgibt. Ein Land mit einer soliden Wirtschaft und dadurch gutem Ranking bei den Ratingagenturen ist normalerweise sehr sicher, allerdings ist damit auch die Rendite niedriger. Staaten mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind oft gezwungen ihre Anleihen mit hohen Nominalzinsen schmackhaft zu machen. Die Rendite kann also höher sein, das Risiko steigt jedoch, dass Zinsen oder Nominalwert nicht zurückgezahlt werden können. Schon unter europäischen Staatsanleihen ergeben sich sehr unterschiedliche Renditen.
Deutschland (Standard & Poor’s: AAA, Moody’s: Aaa): Bundesanleihen sind äußerst risikoarm, die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland die jährlichen Festzinsen nicht bedienen kann oder am Ende den Nominalwert zurückzahlen kann, ist sehr gering.
USA (Standard & Poor’s: AA+, Moody’s: Aaa): Die 10- oder 30-jährigen amerikanischen Staatsanleihen heißen Treasury-Bonds, oder T-Bonds. Anleihen mit kürzeren Laufzeiten heißen T-Bills und T-Notes.
Argentinien (Standard & Poor’s: CCC, Moody’s: Ca): Ende 2019 machten einige Börsenprofis mit dem Kauf von argentinischen Staatsanleihen auf sich aufmerksam. Hier sind hohe Renditen möglich – aber eben nur aufgrund des hohen Risikos. Argentinien ging bereits mehrfach pleite.
Einen Überblick über die Ratings verschiedener Länder finden Sie in unserem Artikel Länderratings.
Welche Anlagestrategien mit Staatsanleihen gibt es?
In der aktuellen Weltwirtschaftslage bringen Anleihen von Staaten mit guter Bonität zwar eine etwas bessere Rendite als zuvor, hoch ist die Rendite angesichts der Inflation jedoch nicht. Als ausschließliches Investitionsinstrument sind Staatsanleihen daher nicht geeignet. Wenn Sie Tipps für Ihr Portfolio suchen, empfehlen wir Ihnen unsere Seite Anlagestrategien.
Was sind inflationsindexierte Anleihen?
Inflationsindexierte Anleihen sind Anleihen, die an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Daher schützen sie das angelegte Geld gegen Kaufkraftverlust. Der Ökonom Nouriel Roubini von der Stern School of Business geht anders als die meisten Fachleute nicht von einem baldigen Rückgang der Inflationsrate auf 2–3 Prozent aus. Der wegen seiner pessimistischen Prognosen auch „Dr. Doom“ genannte Wissenschaftler erwartet langfristig eine Teuerung zwischen 5 und 6 %. Roubini empfiehlt Anlegern inflationsgeschützte Anleihen, damit sie nicht eine negative Realrendite verzeichnen.
Wie muss ich Gewinne aus Staatsanleihen versteuern?
Für Kapitalerträge, die Sie aus dem Handel mit Anleihen erzielen, müssen Sie in Deutschland die Abgeltungsteuer entrichten. Ein deutscher Depotanbieter oder eine deutsche Bank wird diese Steuer direkt für Sie einbehalten und ans Finanzamt abführen. Sie können einen Freistellungsauftrag einrichten, um Ihren Sparerpauschbetrag von 1.000 € als Einzelperson oder 2.000 € als Ehepaar direkt geltend zu machen. Bis zu diesem Betrag an Kapitalerträgen müssen Sie keine Abgeltungssteuer zahlen.
Warum hat die EZB Staatsanleihen gekauft?
Die Europäische Zentralbank begann in der europäischen Schuldenkrise 2012 damit, Staatsanleihen kriselnder europäischer Staaten zu kaufen, um deren Haushalt zu stützen. Bekannt wurde diese Politik unter Präsident Mario Draghi als die „Bazooka“. Staaten wie Italien, Spanien und Griechenland waren so in der Lage, neue Schulden aufzunehmen, ohne dabei horrende Zinsen versprechen zu müssen. Unter der jetzigen Präsidentin Christine Lagarde hat die EZB beschlossen, ihre Anleihekäufe zu beenden. Dadurch wird die im Umlauf befindliche Geldmenge nicht weiter gesteigert. Ein Stopp der Anleihekäufe wirkt der Inflation entgegen.
Besonders bei sicheren Staatsanleihen ist die Rendite niedrig, daher fallen Ordergebühren, Transaktionskosten und Depotkosten sehr ins Gewicht. Achten Sie stets besonders darauf, dass diese Ausgaben nicht ihre Gewinne auffressen.
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