Kleine Windkraftanlagen für zuhause: So nutzen Sie Windenergie
Über 20 % des verbrauchten Stroms in Deutschland stammen aus Windkraftanlagen. Viele Immobilienbesitzer überlegen, eine Kleinwindkraftanlage für zuhause zu nutzen. Wir beschreiben die Kosten, geben Tipps zur privaten Stromerzeugung und zeigen alle Vorteile sowie die Nachteile.
Eine Windkraftanlage nutzt die in der Natur vorhandene Windenergie zur Erzeugung privat, gewerblich und industriell verwendbarer Energie. Um dieses Ziel zu erreichen, bestehen Windkraftanlagen in der Regel aus einem Turm oder Mast, an dem Rotorblätter montiert sind, und einem Generator sowie einem Transformator zur Stromerzeugung. Oft werden viele dieser Windräder gemeinsam in einem Windpark fernab von Siedlungen aufgestellt.
Eine Kleinwindkraftanlage steht dagegen einzeln in der Nähe eines Hauses, meist auf dem Grundstück oder dem Dach, und dient der Eigenversorgung mit Strom. Es gibt mehrere Grenzwerte, bis zu denen von einer Kleinwindkraftanlage gesprochen wird.
Merkmale einer kleinen Windkraftanlage auf dem eigenen Grundstück
Eigenschaft
Grenzwert
Höhe der höchsten Spitze eines Rotorblattes
bis zu 50 m (unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern)
Das Prinzip der Umwandlung von Wind in Energie ist bei den meisten Windkraftanlagen gleich. Der auftreffende Wind setzt die Rotorblätter in Bewegung, die den angeschlossenen Rotor zum Laufen bringen. Mithilfe des Rotors wird über ein Getriebe ein Generator betrieben, der die mechanische Energie der Drehbewegung in elektrische Energie umwandelt. Der so erzeugte Strom kann direkt verbraucht oder in einer Batterie gespeichert werden.
Je stärker und gleichmäßiger der Wind weht, desto mehr Strom kann erzeugt werden. Deshalb befinden sich die Rotoren so hoch wie möglich, denn so können sie mehr Wind als in Bodennähe einfangen. Dieses Prinzip gilt sowohl für große Anlagen als auch für ein privates Windkraftwerk für zuhause.
Horizontale und vertikale Kleinwindkraftanlagen
Es gibt sowohl horizontale als auch vertikale Windkraftanlagen für Einfamilienhäuser. Der Unterschied liegt in der Anordnung der Rotoren.
Bei den horizontalen Windkraftanlagen liegt das Gehäuse mit dem Rotor horizontal auf dem Turm und die Rotorblätter drehen sich sternförmig um diese Achse. Diese Bauform entspricht der der großen Windkraftanlagen und vieler Kleinwindkraftanlagen.
Speziell für Eigenheimbesitzer wurden zusätzlich vertikale Kleinwindkraftanlagen entwickelt. Hierbei drehen sich die Rotoren um eine senkrecht stehende, also vertikale, Achse. Sie verlaufen von oben nach unten parallel zum Mast der Anlage.
Die vertikalen Anlagen benötigen deutlich weniger Platz, dafür ist der Stromertrag bei den horizontalen Windanlagen zur privaten Nutzung höher.
Flügellose Windkraftanlagen als Alternative
Neben dem Antrieb einer Windkraftanlage mit Rotorblättern existieren weitere Systeme zur Stromerzeugung mit Wind. Es gibt z. B. flügellose Windkraftanlagen, die den Wind in Schläuchen und Kanälen bündeln. Außerdem werden Anlagen erprobt, die sich hin und her wiegen und so Schwingungsenergie erzeugen.
Wie viel Strom erzeugt eine Kleinwindkraftanlage?
Es gibt keine pauschale Aussage, wieviel Strom ein Windrad für zuhaue erzeugt. Eine identische Kleinwindkraftanlage produziert an verschiedenen Standorten unterschiedliche Mengen Strom. Das liegt daran, dass mehrere Faktoren die Wirkung einer Windenergieanlage beeinflussen. Dazu gehören:
der Wind (Geschwindigkeit, Regelmäßigkeit im Jahres- und Tagesverlauf)
die Höhe der Rotorblätter (je höher, desto besser)
der Durchmesser der Rotorblätter
die Leistungsfähigkeit und der Wirkungsgrad der Anlage
In jedem Fall muss die Windkraftanlage zu den Gegebenheiten vor Ort passen. Nur dann erzeugt sie so viel Strom, wie es für diesen Standort möglich ist. Es macht also keinen Sinn, an einem eher windschwachen Ort eine besonders leistungsstarke Anlage zu installieren. Diese würde wegen der geringen Windkraft viel weniger Strom erzeugen, als es unter anderen Bedingungen möglich wäre.
Folgende Tabelle gibt einen ungefähren Überblick über die mögliche Stromerzeugung unterschiedlich leistungsfähiger Kleinwindkraftanlagen.
Jährliche Stromerzeugung von Kleinwindkraftanlagen
Leistungsfähigkeit
Windverhältnisse
Stromerzeugung pro Jahr
Kleinwindkraftanlage 1,5 kW
sehr gut
2.300 kWh
Kleinwindkraftanlage 3,5 kW
sehr gut
4.800 kWh
Kleinwindkraftanlage 5 kW
sehr gut
8.000 kWh
Kleinwindkraftanlage 10 kW
sehr gut
18.000 kWh
Die genannten Zahlen beziehen sich auf qualitativ hochwertige Anlagen. Sehr gute Windverhältnisse bedeuten eine mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von mindestens 5 Meter pro Sekunde. Das ist z. B. in freier Lage an der Küste gegeben.
Fazit: Unter sehr guten Bedingungen kann eine Kleinwindkraftanlage mit einer Leistung von 3–5 kW den Stromverbrauch eines 4-Personen-Haushalts decken, der bei ca. 4.000–5.000 kWh liegt. Das hört sich gut an, aber bedenken Sie, dass bei schlechten Windverhältnissen oder bei Windstille gar kein Strom oder nur sehr wenig Strom produziert wird.
Um die Windverhältnisse für einen möglichen Standort zu ermitteln, können Sie spezielle Windmessgeräte nutzen, die für 50 € und mehr zu kaufen sind. Nicht geeignet sind Online-Dienste oder Wind-Übersichtskarten, weil diese die konkreten Bedingungen am Haus nicht berücksichtigen.
Wie viel kostet eine Kleinwindkraftanlage?
Der Anschaffungspreis für eine Windkraftanlage zur privaten Nutzung beträgt zwischen 2.000 und 25.000 €. Der genaue Preis hängt von der Qualität der Anlage und der zur Verfügung stehenden Leistung ab. Einfache Anlagen mit einer geringen Leistung unter 0,5 kW bewegen sich im unteren Preissegment. Hochwertige Windenergieanlagen mit einer Leistung von 5 kW und mehr sind deutlich teurer.
Und wie viel kostet ein Windrad für zuhause in Abhängigkeit von der Leistung? Nach einer Faustregel kostet jedes erzeugte Kilowatt Strom ca. 5.000 € in der Anschaffung. Folgende Tabelle ordnet der Leistungsfähigkeit einen ungefähren Preis zu.
Preise für Kleinwindkraftanlagen nach der Leistungsfähigkeit
Leistung der Kleinwindkraftanlagen
Preise
1 kW
ca. 5.000 €
3 kW
ca. 15.000 €
5 kW
ca. 25.000 €
10 kW
ca. 50.000 €
Zu den Kosten für den Erwerb einer Windkraftanlage kommen weitere Ausgaben hinzu. Dazu gehören der Aufbau und die Installation der Anlage sowie der Anschluss durch einen Elektriker und eine professionelle Windmessung für die ideale Ausrichtung. Für diese Arbeiten müssen Sie mit einem Betrag zwischen 2.000 und 5.000 € rechnen.
Wie kann ich eine Windkraftanlage für zuhause finanzieren?
Sie haben mehrere Möglichkeiten, die Kosten für Ihr privates Windrad zu finanzieren. Sie können entweder einen klassischen Ratenkredit oder einen Modernisierungskredit aufnehmen.
Bei einem Ratenkredit, der auch als Verbraucherkredit bezeichnet wird, erhalten Sie die benötigte Summe und zahlen sie in einem festgelegten Zeitraum inklusive Kreditzinsen zurück. Die Höhe der Zinsen richtet sich nach dem allgemeinen Zinsniveau und Ihrer persönlichen Bonität. Eine gute Bonität belohnen Banken mit etwas besseren Zinsen. In unserem Ratenkredit Vergleich erhalten Sie einen guten Überblick über die aktuellen Angebote.
Einen Modernisierungskredit für Windkraftanlagen für Einfamilienhäuser dürfen dagegen nur Immobilienbesitzer aufnehmen. Diese Kreditform hat einige weitere Besonderheiten:
besonders niedrige Zinsen
zweckgebunden für Ausgaben, die der Modernisierung dienen
Nachweis von Immobilienbesitz mit Grundbuchauszug
Wie sieht die staatliche Förderung für Windkraftanlagen aus?
Im Rahmen der KfW-Förderung zum Ausbau erneuerbarer Energien können Sie einen Kredit des Programms 270 aufnehmen. Die Förderkredite betragen bis zu 150 Millionen Euro und bis zu 100 % der Investitionskosten. Gefördert werden sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen, Freiberufler, Genossenschaften, Vereine und Stiftungen. Da die Höhe der Zinsen bonitätsabhängig ist, schwanken sie stark zwischen ca. 3 und 12 %. Es empfiehlt sich ein Vergleich mit den aktuellen Zinsangeboten anderer Banken, da die Kredite der KfW nicht in allen Fällen günstiger sind.
Das Programm 270 umfasst neben der Förderung von Windenergie auch die Errichtung und den Kauf von Photovoltaik-Anlagen auf Dächern, Anlagen zur Stromerzeugung aus Wasserkraft und Biogasanlagen.
Vergütung für Netz-Einspeisung
Sie erhalten für das Einspeisen von mit Windkraft selbst produziertem Strom in das öffentliche Netz eine Vergütung. Allerdings fällt diese Einspeisevergütung sehr gering aus, die sich auch noch jährlich reduziert. Deshalb lohnt sich dieses Vorgehen nicht, Windenergie ist eher für den Eigenverbrauch geeignet.
Vorteile und Nachteile der Nutzung von Windenergie für zuhause
Wer Windkraftanlagen privat nutzen und einen Teil seines Stromes mit Windenergie erzeugen will, sollte die Vor- und Nachteile abwägen.
Vorteile der Windkraft
klimafreundliche Energieerzeugung
kostenlose und unbegrenzte Energiequelle Wind
Unabhängigkeit für private Verbraucher von zentralen Energiequellen
unkomplizierte Kreditfinanzierung
staatliche Förderkredite
Nachteile der Windenergie
hohe Investitionskosten
Wind unregelmäßig vorhanden
Lärmemissionen sind möglich
eventuell Folgen für Natur und Landschaft
niedrige Einspeisevergütung
Fragen zur praktischen Anwendung von Windkraftanlagen
Viele Verbraucher, die sich für eine Kleinwindkraftanlage interessieren, beschäftigen sich mit den gleichen Fragen. Dabei geht es um Themen, die sich mit der praktischen Umsetzung befassen wie mit dem Standort und der Auswahl eines Modells.
Wo kann ich eine Windkraftanlage für zuhause aufstellen?
Kleinwindkraftanlagen dürfen nah am Gebäude, das mit Windenergie versorgt werden soll, aufgestellt werden. Das kann z. B. auf dem eigenen Grundstück oder dem eigenen Dach geschehen. Allerdings müssen dabei die „öffentlichen Belange“ berücksichtig werden. Das bedeutet, die Geräuschbelastung durch die Rotorblätter und Beeinträchtigungen durch Schatten müssen geringgehalten werden. Außerdem gilt es, regionale Regelungen der Bauordnung sowie zum Natur- und Denkmalschutz einzuhalten.
Grundsätzlich sind einzelnstehende Häuser in einer Randlage besser geeignet als Innenstadtbereiche mit dichter Bebauung. Und je höher die Windanlage installiert wird, desto mehr Strom kann erzeugt werden. Die Rotorblätter sollten im besten Fall über die angrenzenden Dächer hinausragen.
Woran erkenne ich eine gute Kleinwindkraftanlage und seriöse Anbieter?
Das Angebot kleiner Windenergieanlagen für die Selbstversorgung ist unübersichtlich und enthält ein weites Spektrum an Herstellern. Kunden können aus mehreren hundert Modellen wählen, insbesondere im Marktsegment der kleinen Anlagen bis zu einer Leistung von 2 kW. Anbieter sind regionale Fachbetriebe genauso wie weltweit tätige Unternehmen, aber auch spezielle Online-Händler. Sie erhalten Windanlagen auch über die großen Versandhäuser wie Amazon und Ebay.
Um in diesem Wirrwarr einen Überblick zu erhalten und einen seriösen Anbieter zu wählen, empfehlen die Verbraucherzentralen beim Kauf einer Kleinwindkraftanlage zur privaten Nutzung folgende Fragen zu stellen:
Liegt eine Zertifizierung der Anlage nach Norm IEC 61400-2 der Internationalen Elektrotechnischen Kommission vor?
Kann ich diese Anlage besichtigen? Am besten dort, wo sie schon einige Jahre betrieben wird.
Wird mir eine bestimmte Lebensdauer garantiert?
Ist die Windanlage sturmsicher und geräuscharm?
Ist die Anlage für die Netzeinspeisung zugelassen?
Gibt es Erfahrungsberichte anderer Nutzer des Modells?
Ist der Hersteller schon länger am Markt?
Sollten alle oder die meisten Fragen mit Ja beantwortet werden, haben Sie gute Chancen, einen seriösen Anbieter gewählt zu haben.
Sind Windräder laut?
Ja, Windräder verursachen Lärm. Zum einen handelt es sich um mechanische Geräusche, die z. B. vom Getriebe verursacht werden. Zum anderen entsteht Lärm durch die Windbewegung und mögliche Verwirbelungen. Windkraftanlagen müssen bestimmte Lärm-Grenzwerte einhalten, bevor eine Betriebsgenehmigung erteilt wird. Moderne Kleinwindkraftanlagen für die private Nutzung funktionieren in der Regel im Rahmen der Grenzwerte.
Was muss ich bei Kleinwindkraftanlagen für zuhause beachten?
Die Nutzung einer Kleinwindkraftanlage ist mit Vorschriften und einigen Formalitäten verbunden. Sie umfassen die Bereiche Genehmigung, Anmeldung und Versicherung.
Ist eine Kleinwindkraftanlage genehmigungspflichtig?
Die Genehmigungspflicht einer Kleinwindkraftanlage ist bundesweit nicht einheitlich geregelt. Sie hängt zum einen von der Höhe und zum anderen vom Standort ab. Generell gilt, dass Windkraftanlagen für Einfamilienhäuser eine Genehmigung vom Bauamt benötigen, wenn Sie höher als 10 Meter sind.
Neue Windkraftanlagen, die unterhalb der 10-Meter-Grenze liegen, brauchen in einigen Bundesländern wie z. B. in Bremen eine Baugenehmigung und in anderen (z. B. Bayern und Berlin) nicht. Teilweise tritt anstelle der Genehmigung eine Informationspflicht. Welche Regelung in Ihrem Fall zutrifft, steht in der Landesbauordnung Ihres Bundeslandes. Dort ist auch ausgeführt, welcher Bezugspunkt für die Höhenmessung genutzt wird. So kann entweder der höchste Punkt der Rotorblätter gemeint sein, aber auch der Rotor selbst.
Wo muss ich eine Kleinwindkraftanlage anmelden?
Kleinwindkraftanlagen müssen in allen Fällen bei der Bundesnetzagentur und beim Stromnetzbetreiber Ihres Wohnortes angemeldet werden. Das gilt auch für kleine Anlagen mit geringer Höhe.
Brauche ich eine Versicherung für meine private Windkraftanlage?
Versicherungen für eine Kleinwindkraftanlage sind nicht verpflichtend, aber empfehlenswert. So können Teile der Anlage, die bei einem Sturm herabstürzen, Ihr eigenes Haus oder Gebäude in der Nachbarschaft beschädigen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer bereits bestehenden Gebäude- und Haftpflichtversicherung, ob entsprechende Risiken abgedeckt sind. Ist dies nicht der Fall, fragen Sie nach den Konditionen einer Erweiterung Ihrer Versicherungspolice.
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